Nach den von der türkischen LehrerInnengewerkschaft (Egitim Sen) veröffentlichten Zahlen waren offenbar die Lehrerinnen und Lehrer die Haupttverantwortlichen für den Putschversuch am 15. Juli. Der Vorsitzende der türkischen LehrerInengewerkschaft Kamuran Karaca (kara-dscha) teilte am Dienstag mit, dass bisher 50 000 Lehrerinnen und Lehrer vom Dienst suspendiert wurden. 28 000 Lehrerinnen und Lehrer wurden entlassen. Sie dürfen nicht mehr vom Staat eingestellt werden. Eine gerichtliche Anfechtung der Entlassung ist, auch nach Aufhebung des Ausnahmezutandes nicht möglich. Karaca wies darauf hin, dass drei von vier entlassenen Lehrern und Lehrerinnen vorher nicht zu den suspendierten gehört hätten.
Den entlassenen wird eine Verbindung zur Gülen-Sekte vorgeworfen, die für den Putschversuch verantwortlich gemacht wird. Das Erziehungsministerium hat den Lehrerinnen und Lehrern Fragebögen vorgelegt, die ihr Verhältnis zur Gülen-Sekte klären sollen. Dabei wird auch um die Denunziation verdächtiger KollegInnen gebeten. Zuvor hatte bereits das Gesundheitsministerium ähnliche Fragebögen vorgelegt, auf denen zum Beispiel nach Auslandsreisen gefragt wurde oder ob jemand ein Bankkonto bei einer der Gülen-Sekte nahestehenden Bank unterhalte.
Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hat vor kurzem die Überprüfung und mögliche Entlassung von 14 000 weiteren LehrerInnen im Südosten der Türkei angekündigt. Ihnen wird Unterstützung der PKK vorgeworfen. Nach Angaben von Kamuran Karaca (kara-dscha) wären das mehr als 10 % der Lehrkräfte im kurdisch geprägten Südosten. Zum Schuljahresbeginn am 19. September könnten 450 00 Kinder ohne LehrerIn bleiben.