Am heutigen Mittwoch, 16. 10. 24 musste das Acik Radyo (Offenes Radio) nach 29 Jahren seine Sendungen in Istanbul einstellen. Weil in der von Acik Radyo herausgegebenen Zeitung Acik Gazete das Verbot an den 109. Jahrestag des Beginns des Völkermordes an den Armenier*innen im 1. Weltkrieg zu Gedenken erwähnt worden war. Genauer gesagt, der Anstoß war nicht direkt die Erwähnung des Verbotes, sondern dass der Vorwurf des Völkermordes nicht gleich als angeblich oder falsch bezeichnet wurde. In dem gleichen Zusammenhang wurden bereits fünfmal befristete Sendeverbote und Geldstrafen gegen Acik Radyo verhängt. Nun wurde von der Aufsichtsbehörde RTÜK Acik Radyo die UKW-Lizenz entzogen.
Acik Radyo war ein nichtkommerzieller Sender dessen Programm fast ausschließlich auf ehrenamtlicher Arbeit beruhte. Sein Motto lautete: "Ein offenes Radio für alle Stimmen, Farben und Schwingungen des Universums". Acik Radyo unterstützte insbesondere die Bewegung gegen den Klimawandel.
Der türkische Staat leugnet den Völkermord an den Armenier*innen, dem auch andere Minderheiten wie die Pontus-Griech*innen zum Opfer fielen. Verwiesen wird immer darauf, dass es ja an Beweisen fehle und dass die Osmanischen Archive ja untersucht werden könnten. Es fehlt aber nicht an unabhängigen Berichten. Auch ist es schon hart, Armenier*innen vorzuwerfen, sie hätten sich das nur ausgedacht und damit Opfer-Täter-Umkehr zu betreiben. Dies trägt zu einer feindseligen Haltung gegenüber Armenier*innen bei und passt auch gut in die geopolitischen Ambitionen Erdogans, der die ölreiche Turkrepublik Aserbaidschan gegen Armenien militärisch unterstützt hat.
jk
Update: Auch die Verbreitung über Internet wurde eingestellt. Acik Radyo hofft aber, die Sendungen auf einer anderen Frequenz wieder aufnehmen zu können und versucht weiter den Rechtsweg.