Nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates am Mittwoch, wurden 12 Fernsehsender und 11 Radiostationen verboten. Die Betroffenen Medien wurden vorher nicht angehört und erfuhren von ihrem eigenen Verbot zunächst aus der halbamtlichen Presseagentur AA. Die Firma Türksat, die Programme über Satellit und Kabel verbreitet, wurde angewiesen, die verbotenen Sender nichtmehr zu bedienen. Die Polizei versiegelte Redaktionsräume.
Wegen des Ausnahmezustandes kann der Erlass gerichtlich nicht angefochten werden.
Während zu Beginn des Ausnahmezustandes zunächst Zeitungen, Fernsehsender und Radiostationen verboten wurden, die der Sekte des pensionierten Predigers Fethullah Gülen nahe standen, richten sich die neuen Verbote gegen ein ganz anderes Millieu. Es sind vor allem Sender, die sich an die kurdische oder alewitische Minderheit richteten oder gewerkschaftsnah waren.
Nachdem der Nationale Sicherheitsrat bereits eine Verlängerung des Ausnahmezustandes empfohlen hatte, hat nun der Präsident Tayyip Erdogan von der Möglichkeit gesprochen, den zunächst für 3 Monate verhängten Ausnahmezustand auf 12 Monate zu verlängern. Der Führer der ultranationalistischen MHP, Devlet Bahceli (sprich: bach-dscheli) hat bereits die Unterstützung seiner Partei für eine Verlängerung des Ausnahmezustandes angekündigt. Die stellvertretende Vorsitzende der sozialdemokratischen CHP, Selin Sayek Böke kritisierte dagegen den Ausnahmezustand:
„Hätten die Putschisten in der Nacht vom 15. Juli Erfolg gehabt, dann hätten sie tausende ohne Gerichtsverfahren entlassen und eingespert. Heute entlässt die AKP-Regierung tausende von Menschen oder steckt sie ins Gefängnis ohne Untersuchung, ohne Anhörung. Das ist ein Putsch.“
Der Koordinator des nun verbotenen Fernsehkanals IMC, Eyüp Burc (sprich: burdsch) sagte: „Wir stehen einem faschistischen Staat gegenüber, der sich entwickelt wie ein Schneeball“. IMC wendete sich in seinem Programm insbesondere an die kurdische Minderheit.