Von Russland eingesetzte Verwaltung will Cherson rasch in Russland integrieren

Von Russland eingesetzte Verwaltung will Cherson rasch in Russland integrieren

Die Spitzen der nach der russischen Invasion eingesetzten Verwaltung in Cherson versprechen einen raschen Anschluss an Russland. Cherson liegt gegenüber der von Russland annektierten Krim und ist auch für die Wasserversorgung der Halbinsel wichtig. Der von Russland eingesetzte Chef von Cherson, Wolodimir Saldo verspricht nun den raschen Anschluss an Russland. Sein Stellvertreter Kirill Stremousow verspricht einen Antrag auf Aufnahme in die Russische Föderation sogar schon in den nächsten Wochen, wenn sich die Situation stabilisiere. Aus der russischen Politik kommen zum Anschluss von Kherson oberflächlich unterschiedliche Signale. Einerseits wird ein Anschluss begrüßt, andererseits auch darauf verwiesen, dass die Bewohner*innen selbst bestimmen sollten. Ablehnung oder ein Verweis darauf, dass erst ein Friedensvertrag zu schließen wäre, gibt es aber nicht. Auch soll Russland seine eigene Währung, den Rubel in Cherson bereits eingeführt haben. Außerdem hat der russische Vizepremier, Marat Chusnullin vor zwei Tagen den Anspruch Russlands auf den benachbarten Oblast Saporischschja angemeldet. Da auch die nur von Russland anerkannten „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk Russland beitreten wollen, würde Russland zukünftig die gesamten Küsten des Asowschen Meeres kontrollieren. Außerdem will Russland der Ukraine die Stromrechnung für das von russischen Truppen besetzte größte Kernkraftwerk bei Saporischschja präsentieren, bzw. die Ukraine bei Zahlungsverweigerung abhängen. Die Stadt Saporischschja selbst ist aber weiter unter ukrainischer Kontrolle.

 

Die Region am Asowschen Meer und der Donbass sind weitgehend russischsprachig. Das hängt damit zusammen, dass der Donbass nach seiner Industrialisierung im Zarenreich und während der Sowjetunion Einwanderungsgebiet war und die allgemeine Sprache für Menschen aus verschiedenen Landesteilen eben Russisch war. Weder die Herkunft der Bewohner*innen noch ihre momentane politische Einstellung lassen sich einfach daraus ableiten.