Was bleibt von Blockupy?

Kommentare & Glossen bei Radio Dreyeckland (alle zeigen)

Was bleibt von Blockupy?

Brennende Mülltonnen und Einsatzwägen der Polizei, massenhaft eingeschmissene Schaufensterscheiben und Reklametafeln. Vermummte, auch auf Seiten der Polizei(!), die im „Mob“ ein bürgerkriegsähnliches Szenario entfachen. Ist das alles, was bleibt von Blockupy?

Klar ist, dass das angegebene Ziel vom Blockupy-Bündnis, keine Eskalation entstehen lassen zu wollen, gescheitert ist. Aber das wird den OrganisatorInnen schon vorher bewusst gewesen sein, spätestens als Gruppen aus Südeuropa sich dem Aktionskonsens nicht unterordnen wollten und sich deswegen eigenständig organisierten und anreisten. Doch was will mensch ihnen vorwerfen? Dass sie ihren Unmut über eine Politik auf die Straße tragen, die ihnen jegliche Lebensgrundlage entzieht? Dass sie zu dem letztmöglichen Mittel greifen, das ihnen bleibt, nämlich der Gewalt?

Den Menschen wird mit der Euro- und Troika-Politik nicht nur die Grundlage in Form von Arbeitslosigkeit, steigenden Preisen und Mieten entzogen, sondern auch jegliche Handlungsmacht – in Form eines demokratisch nicht legitimierten Gremiums wie der Troika, die den Regierungen der krisengeschüttelten Ländern vorschreibt, wie sie ihre Gesetze zu ändern haben und (über)lebenswichtige Infrastruktur oder Land zu Spottpreisen an private InvestorInnen zu verscherbeln.

Vielleicht wäre es medial gesehen klüger gewesen, eine weniger gewaltsame Blockade der EZB zu veranstalten und ja, Sympathien mit den Demonstrierenden wurden auf dem Weg verloren, wo selbst kleine Läden Steine und Riesenhämmer zu spüren bekamen. Diese Erkenntnis ist aber trotzdem keine ausschlaggebende in Anbetracht der politischen Dynamiken in der EU und in der Medienlandschaft. Ein Zeichen zu setzen, funktioniert heutzutage nicht mehr darüber, ein paar Transparente zu hissen und fröhlich durch die Innenstadt zu flanieren. Die Medien würden solch einem Ereignis kaum Aufmerksamkeit schenken und falls doch – am nächsten Tag wäre es auf dem Titelblatt wieder Varoufakis, der die ganze EU in Rage bringt mit seinen unerhörten Forderungen nach Verständnis für eine Regierung, die auf einem Trümmerhaufen steht und sich konfrontiert sieht mit einem Spardiktat, ausgerufen von einem Land, das so seine Erfahrung gemacht hat mit Diktatur und unerhörtes Glück hatte, nach dem zweiten Weltkrieg Reparationszahlungen – unter anderem von Griechenland – bekommen zu haben.

Was bleibt von Blockupy, ist eine andere Erkenntnis: die Menschen, die unter der Euro-Politik leiden und jene, die sich mit diesen solidarisieren, sind bereit zum letzten Mittel zu greifen. Und somit bekommt auch Deutschland mal zu Gesicht, was sich im Süden Europas schon seit längerem abspielt; eine verarmende Bevölkerung, die es nicht einfach auf sich sitzen lässt, prekarisiert und marginalisiert zu werden, sondern aufbegehrt und den Oberen zeigt, was die Konsequenz ihres politischen Handelns ist.

(fm)