In Brasilien hat das Agrobusiness in den letzten Jahren weiter an ökonomischer und politischer Macht gewonnen. Allein im letzten Jahr stiegen die Agrarexporte des Landes um 13% gegenüber dem Vorjahr. Im brasilianischen Nationalkongress hält die einflussreiche Agrarfraktion die Fäden in der Hand, wenn es etwa um die Aufweichung der Umweltgesetzgebung oder die Abschwächung der Kontrolle von sklavereiähnlichen Arbeitsverhältnissen geht. „Agro ist Pop, Agro ist Tech, Agro ist alles“ inszeniert der TV-Gigant Rede Globo in einer Werbekampagne den exportträchtigen Sektor als hoch-technisiertes Erfolgsmodell und hippe Entwicklungsperspektive. Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung sowie steigendem Fleischkonsum wolle das brasilianische Agrobusiness einen Beitrag zur Welternährung leisten.
Die Schattenseiten des (angeblichen) Erfolgsmodells werden bewusst ausgeblendet. Die Ausweitung von Agrarflächen für Soja oder Zuckerrohr unter massivem Einsatz von Pestiziden und Gensaat geht zu Lasten der lokalen Bevölkerung und artenreicher Ökosysteme; Landkonzentration und sozial-ökologische Konflikte verschärfen sich. Was sind aktuelle Tendenzen im brasilianischen Agrobusiness? Welche Auswirkungen hat dies auf Arbeits- und Lebensbedingungen der Bevölkerungen in betroffenen Gebieten. Wie setzen sich Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, traditionelle und indigene Völker zur Wehr? Welche Rolle spielen staatliche Akteure bei Landkonflikten? Wie sind die Zusammenhänge zwischen großen Medien und dem Agrobusiness? Welche Rolle spielen Handelsbeziehungen mit der EU und hiesiges Konsumverhalten bei der Problematik? Um diese und andere Fragen drehte sich die Frühjahrstagung der Kooperation Brasilien (KoBra e.V.) in Köln Mitte April.
Wir hören Ana Alvarenga de Castro von der Humboldt-Universität zu Berlin.
Em Português aqui.