Wieder Proteste gegen Polizeigewalt in Frankreich

Wieder Proteste gegen Polizeigewalt in Frankreich

In Frankreich ist es erneut zu großen Protesten gegen die tödlichen Folgen der Polizeigewalt gekommen. Diesmal wurde allerdings nicht in den Vorstädten, den sogenannten Banlieus, demonstriert, sondern in einem multikulturell geprägten Viertel der Innenstadt. Auslöser war der Tod eines 56-jährigen chinesisch-stämmigen Mannes, der von der Polizei in seiner Wohnung erschossen wurde.

Die Berichte der Polizei und der Familie des Opfers unterscheiden sich deutlich. Laut Polizei seien die BeamtInnen von den NachbarInnen zu einem „Familienstreit“ gerufen worden. Sie hätten die Wohnungstür aufgebrochen, woraufhin das Opfer mit einer Schere auf sie losgegangen sei. Der Schuss auf den Mann sei daher in Notwehr erfolgt. Anders die Sicht der Familie: Demnach habe der Vater zwar eine Schere in der Hand gehabt, damit aber Essen zubereitet und nicht die BeamtInnen angegriffen.

Die Proteste begannen bereits am Montag mit einer Mahnwache vor der Polizeipräfektur des 19. Arrondissements, die seitdem aufrecht erhalten wird. Am Dienstag eskalierte die Lage. Es kam zu Ausschreitungen, bei denen es zu Flaschenwürfen und Explosionen von Feuerwerkskörpern kam. Die Polizei setzte daraufhin Tränengas ein. 35 Protestierende wurden in der Nacht festgenommen.

Bereits im Februar war es zu massiven Protesten gegen Polizeigewalt gekommen, nachdem in einem Pariser Vorort ein junger Schwarzer von Beamten verprügelt und vergewaltigt worden war.