In Frankreich dürfte bis zum Ende der Ausgangssperre knapp 6 Prozent der Bevölkerung Immunkräfte gegen das Coronavirus COVID-19 entwickelt haben. Das geht aus einer Schätzung mehrerer medizinischer Forschungseinrichtungen hervor.
Auch in den aktuell stärker betroffenen Regionen – dem Grossraum Paris und dem Osten Frankreichs – wäre bis dahin nur 12 Prozent der Bevölkerung immun gegen COVID-19. In den weniger betroffenen Regionen Westfrankreichs wären nur 2 Prozent immun.
Diese Zahlen bedeuten, dass die französische Bevölkerung zum geplanten Ende der Ausgangssperre noch lange keine Gruppenimmunität entwickelt haben wird. Daher wäre die Bevölkerung Frankreichs weiterhin anfällig für eine weitere Welle der Pandemie, solange kein Impfmittel entwickelt wird. Eine Gruppenimmunität kommt dann zustande, wenn rund 70 Prozent der Bevölkerung immun gegen eine Krankheit sind und es dadurch kaum noch zu einer Epidemie kommen kann.
Die französischen Massnahmen gegen COVID-19 wie die Ausgangssperre haben laut dieser Studie die Ausbreitung von COVID-19 stark gebremst. Jede infizierte Person habe im Durchschnitt nur noch 0,5 weitere Personen infiziert statt mehr als 3 Personen vor der Ausgangssperre.
Auf Basis ihrer Studie empfehlen die französischen Epidemiologinnen daher, dass "auch nach dem 11. Mai effiziente Kontrollmassnahmen beibehalten werden". Die französische Regierung hat angekündigt, die Ausgangssperre für die meisten Menschen am 11. Mai aufzuheben und ab diesem Zeitpunkt das Schul- und Wirtschaftsleben allmählich wieder hochzufahren.
Seit dem heutigen Dienstag hat die COVID-19-Pandemie mehr registrierte Todesfälle in Frankreich verursacht als jede bekannte Grippewelle zuvor. Seit dem 1. März sind in Frankreich mehr als 20.000 Menschen daran gestorben. Die Zahl der PatientInnen, die wegen COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden, geht mittlerweile leicht zurück, genauso wie die Zahl der neuen Corona-Todesfälle. Doch es übersteige noch bei weitem die Kapazitäten der Krankenhäuser, so ein hoher Beamter des französischen Gesundheitsministeriums.
(mc)