Interview mit dem Historiker Kevin O‘Sullivan : Biafra: Verflechtung zwischen Missionaren, Hilfswerken und Medien im Biafra-Krieg

Biafra: Verflechtung zwischen Missionaren, Hilfswerken und Medien im Biafra-Krieg

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Keine (all rights reserved)
Quelle: 
Manchester University Press

Biafra war es die erste Hungersnot, die täglich in die Wohnzimmer der Europäer übertragen wurde. Nachdem der Krieg lange im Abseits der Aufmerksamkeit lag, schafften irische Missionare es, die Medien zu mobilisieren. Ihr Einfluss auf die Wahrnehmung des Krieges hat so manchen Blick für die komplexen Hintergründe verstellt.  Während Biafra den Krieg verlor, gewannen die Wohltätigkeitsvereine starken Zulauf. Interview mit dem Historiker Kevin O`Sullivan

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Während die Linke weitgehend mit anderen Schauplätzen wie Vietnam, dem Mai 68 in Paris, der Ermordung von Martin Luther King und der Anti-Apartheidbewegung beschäftigt war, haben konservative Kreise, Kirchen und einige Ärzte vor einem Völkermord in Biafra gewarnt. Organisationen wie Africa Concern oder Medicin sans Frontière sowie die Gesellschaft für bedrohte Völker sind die Folge politischen Engagements Einzelner für Biafra. Ihre politischen Haltungen und Einschätzungen sind bis heute umstritten. HistorikerInnen analysieren den Post-Humanitarismus, der sich in dieser Zeit gründete. Kevin O’Sullivan ist einer von ihnen. Er meint, das heutige Verständnis von Solidarität, das zwischen Wohltätigkeit und politischer Kampagnenarbeit pendelt, wurde auch von dem Biafra-Krieg geprägt.

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Kevin O’Sullivan hat sich nicht nur mit Biafra beschäftigt. In seinem Buch Irland, Africa and the End of Empire analysiert er, wie kleine und mittlere Staaten wie Irland, Kanada, die Niederlande und die nordischen Staaten den afrikanischen Kontinent zur Gestaltung ihrer Position im internationalen System genutzt haben.  Der Historiker O'Sullivan berichtet über die Auswirkungen Afrikas auf die irische Außenpolitik, die Verbindung zwischen afrikanischer Dekolonisierung und irischer postkolonialer Identität und die Missionare, Helfer, Diplomaten, Friedenstruppen und Anti-Apartheid-Demonstranten. Sie bilden das Herzstück des irischen Verständnisses von der Dritten Welt.