# 67 südnordfunk: Biafra - 50 Jahre Kriegsende

Biafra - 50 Jahre Kriegsende

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Geschichte Biafra - Nigeria
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# Nicht vergessen, nicht vergeben: Sezessionskrieg Biafra # Verflechtung zwischen Missionaren, Hilfswerken und Medien # Bilder des Hungers - von der Macht der Bilder   Ganze Sendung hören 60:00

 

Biafra – ein vergessener Krieg?

2020 jährt sich das Ende des nigerianischen Bürgerkrieges zum 50. Mal. Am 15. Januar 1970 endete der Biafra-Krieg – oder, wie andere sagen, die Sezession. Nach 30 Monaten militärischer Auseinandersetzungen zwischen den Streitkräften der Zentralregierung Nigerias und denen der als abtrünnig bezeichneten Ostregion des Landes kapitulierte Biafra, das zuvor monatelang durch eine Blockade eine schwere Versorgungskrise erlitt.

Über die Zahl der Opfer gibt es bis heute keine gesicherten Erkenntnisse. Die meisten Schätzungen gehen von rund zwei Millionen Toten aus. Dabei starben die meisten Menschen nicht an den direkten Folgen der militärischen Kämpfe, sondern am Hunger.

Der Konflikt war und ist in vielerlei Hinsicht ein Lehrstück der Geschichte. Zum einen war es der erste Sezessionskrieg im postkolonialen Afrika. Zudem war es die erste Hungersnot, die täglich in die Wohnzimmer der Europäer übertragen wurde. Eine zivile Luftbrücke versuchte, die Menschen in Biafra vor dem Hungertod zu retten - es kam zu einer der größten humanitären Hilfsaktionen nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Hunger wurde zum Medienereignis und Mittel der Kriegsführung beziehungsweise der Propaganda. Für die Hilfsorganisationen wurden die drastischen Bilder von hungernden Kindern zum festen Bestandteil der Spendenwerbung.

Welche Lehren wurden aus dem Krieg gezogen? Haben Medien und Hilfsorganisationen – in der Absicht, zu helfen, am Ende den Krieg verlängert? Wie hat Biafra das europäische Bild vom afrikanischen Kontinent geprägt?

Rückblick: Die langen Schatten des Krieges „Nigeria gegen Biafra“

Was war dem Krieg vorausgegangen, wie kam es zu der einseitigen Unabhängigkeitserklärung der nigerianischen Ostprovinz? Wie haben die postkolonialen Machtverhältnisse den Kriegsverlauf beeinflusst? Und was - außer den Bildern von Hunger und Hilfe - ist vom Krieg in Biafra in Erinnerung geblieben? Ein Rückblick auf einen Meilenstein der postkolonialen Geschichte zwischen Europa und Afrika.

# Interview: Der Historiker Kevin O‘Sullivan über die Verflechtung zwischen Missionaren, Hilfswerken und Medien im Biafra-Krieg

Biafra war es die erste Hungersnot, die täglich in die Wohnzimmer der Europäer übertragen wurde. Nachdem der Krieg lange im Abseits der Aufmerksamkeit lag, schafften irische Missionare es, die Medien zu mobilisieren. Ihr Einfluss auf die Wahrnehmung des Krieges hat so manchen Blick für die komplexen Hintergründe verstellt.  Während Biafra den Krieg verlor, gewannen die Wohltätigkeitsvereine starken Zulauf.

Hunger in Biafra - von der Macht der Bilder

In Folge der Berichterstattung über den Biafra Krieg gründeten sich in Westdeutschland Dutzende “Biafra-Gruppen” und “Biafra-Komitees”, die Spenden sammelten, Briefe an Abgeordnete schrieben und Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Insbesondere die Bilder aus Biafra von ausgemergelten Kindern mit aufgeblähten Bäuchen riefen Mitleid, Empörung und eine klare Parteinnahme für die Sezessionisten aus Biafra hervor.

Bis heute gilt das Schlagwort “Biafra” als Synonym für hungernde Kinder – über die komplexen Hintergründe des Konfliktes wurde damals in Europa indes wenig berichtet.

Im Interview erläutert Carolin Philipp von glokal e.V., wie und warum die Biafra-Bilder eine solche Wirkmächtigkeit entfalten konnten.