Jesid*innen: Abschiebung von Völkermordopfern für eine "gute" Statistik

Abschiebung von Völkermordopfern für eine "gute" Statistik

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Jesidische Binnenflüchtlinge in Lager in Irak, Foto: Basma Aldakhi, Wadi (Dank an Wadi!)
Lizenz: 
Keine (all rights reserved)
Quelle: 
Wadi e.V.

Im Sommer 2014 überrollten die Banden des "Islamischen Staats" (IS) das Siedlungsgebiet der Minderheit der Jesid*innen im Norden des Irak, nachdem die Truppen, die sie schützen sollten praktisch über Nacht geflohen waren. Männer wurden vielfach sofort erschossen, Frauen und Kinder verschleppt und auf Sklavenmärkten verkauft. Deutschland war erschüttert udn der Bundestag erkannte den Völkermord an den Jesid*innen an. Doch das Gedächtnis ist ein sehr kurzlebiges Gewächs in der Politik. Der Schrei nach mehr Abschiebungen wurde immer lauter, auch deshalb weil der IS auch in Deutschland auf Terror machte und weil sich Leute die Gelegenheit nicht entgehen ließen, das politisch zu instrumentalisieren. Nun ist das Abschieben objektiv nicht so einfach, doch da hat man ja noch die Jesid*innen und eine irakische Regierung, die "Rückführungen" nicht behindert. So bekam die alte und bekommt auch sicher die neue Regierung ihre Abschiebestatistik hin und die Medien spenden fleißig Lob für diese Art von "Fortschritt". Derweil ist die ohnehin gelinde gesagte Lage der Jesid*innen im Irak dadurch, dass Trump Hilfsgelder sofort nach Amtsantritt gestrichen hat, nochmals schwieriger geworden. Weil es zerstört und nach wie vor extrem unsicher ist, sind die meisten Jesid*innen nicht in ihr traditionelles Siedlanugsgebiet um den Djebel Sindjar an der irakisch-syrischen Grenze zurückgekehrt und leben weiter in schlecht versorgten Flüchtlingslagern. Die abgeschobenen landen dann auch genau da.

Radio Dreyeckland sprach mit Thomas von der Osten-Sacken von der Hilfsorganisation Wadi, die seit über 30 Jahren im Irak tätig ist.

Für mehr Infos geht es hier zu einem Gutachten von Pro Asyl und Wadi zur Lage der Jesidinnen und Jesiden im Irak

jk