Anti-Luxus-Kollektiv lässt 160 SUVs in Freiburg die Luft ausgehen

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Anti-Luxus-Kollektiv lässt 160 SUVs in Freiburg die Luft ausgehen

Parken auf dem Radweg, Johanneskirche (Freiburg)

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Fuß- und Radentscheid / Christoph Löffler

Nach der letzten Aktion im Februar war in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag erneut das Anti-Luxus-Kollektiv in Freiburg aktiv. Das Kollektiv schreibt in einer Pressemitteilung am frühen Morgen von ca 160 SUVs, bei denen sie mithilfe von Hülsenfrüchten die Luft aus den Reifen gelassen hätten. Die Taz hatte Ende 2023 ausführlich über die Aktionsform berichtet. "Wer in der Stadt einen Geländewagen fährt, verbraucht unnötig viel Kraftstoff, gefährdet andere Vehrkehrsteilnehmer*innen und beansprucht für sich und seinen Luxusschrott übermäßig viel des ohnehin schon knappen öffentlichen Raums. Dennoch war 2023 jedes dritte Auto unter den Neuzulassungen in Deutschland ein SUV. Dies ist vor dem Hintergrund der Klimakatastrophe eine absurde Entwicklung, die wir uns nicht länger leisten können. Wir brauchen jetzt kostenlosen ÖPNV und mehr Fahrradinfrastruktur statt stinkender Blechlawinen vor jedem Haus!", erklärt die Aktivistin Lena Brandt in der PM. In Freiburg stieg die Zahl von SUVs von 10.667  im Jahr 2016, auf 18.821 im Jahr 2022. Hier ist jedes 5. Auto ein SUV. Von der Aktion waren offenbar auch E-SUVs betroffen. Dazu heißt es in der Mitteilung des Anti-Luxus-Kollektivs: "Für den Bau von E-Autos werden viele seltene Rohstoffe wie beispielsweise Kobalt oder Lithium benötigt, die in vielen Fällen unter menschenrechtswidrigen Bedingungen abgebaut werden. Kobalt kommt beispielsweise vor allem aus dem Kongo, wo Menschen - Erwachsene wie Kinder - darauf angewiesen sind, für einen Hungerlohn nach dem Metall zu schürfen. Dass Menschen bis zum Tod schuften, ist wegen mangelnden Arbeitsschutzes keine Seltenheit, das Waschen der Kobalterze verseucht zudem in großem Ausmaß Gewässer und Ökosysteme und macht Ackerböden unfruchtbar." "Die Produktion von E-Autos veranschaulicht gut die Problematik des Neokolonialismus: Der westliche Wohlstand ist das Ergebnis einer langen - und andauernden - Geschichte von Verbrechen an Menschen und Natur. Protzprodukte wie SUVs, die niemand braucht, kosten Menschenleben im globalen Süden!", lässt sich der Aktivist Hannes Moll zitieren. Dass SUVs auch hierzulande Menschenleben kosten, zeigen immer wieder Meldungen von tödlichen Unfällen. Erst Mitte Juni tötete ein SUV Fahrer in Nürtingen mit seinem Auto zwei junge Fußgängerinnen.

Das Anti-Luxus-Kollektiv kritisiert derweil in ihrer Mitteilung das Narrativ von "Klimaneutralität durch Innovation". Wasserstoffantrieb oder E-Fuels könnten nur ein kleinen Beitrag zur benötigten sozial gerechten Mobilitätswende beitragen. "Straßenbahnen, Fahrräder, Busse und Lastenräder, all das hat sich als funktional erwiesen, wäre es nicht viel naheliegender diese bereits existierenden Verkehrsmittel auszubauen und sie - kostenlos und barrierearm - allen Menschen zugänglich zu machen?" fordert Lena Brandt. Ob Lastenräder jenseits der Städte wirklich einen größeren Beitrag zur Verkehrswende darstellen können, sei dahingestellt. Das Anti-Luxus-Kollektiv schließt weitere Aktionen nicht aus. Diesmal war es laut eigenen Angaben in der Wiehre, Ebnet, Littenweiler und Herdern aktiv. In Großstädten über 500.000 Einwohner:innen sind mittlerweile sehr viele Menschen für Fahrverbote. Eine repräsentative Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 2.500 Personen ab 16 Jahren ergab kürzlich, dass 51 Prozent der Großstadtbewohner:innen für Fahrverbote für SUVs sind, 45 Prozent dagegen. (AF)