BZ 24-10-07 (Dreiland) Ein "Tiefpunkt" mit "befremdenden" Aspekten

BZ 24-10-07 (Dreiland) Ein "Tiefpunkt" mit "befremdenden" Aspekten


LÖRRACH/FREIBURG. "Ein Tiefpunkt für die Meinungs- und Kulturvielfalt" , so bewertet der Freiburger Sender Radio Dreyeckland(RDL) in einer Pressemitteilung die Entwicklung um die UKW-Frequenz 104,5 Megaherz (Mhz). Der Medienrat hatte diese Anfang der Woche von Januar ’08 an ganz dem Schopfheimer Kanal Ratte zugeordnet (BZ vom 24.Oktober). RDL will das aber nicht einfach hinnehmen. Der Sender lege bei er Landesanstalt für Kommunikation (LfK) in jedem Fall Widerspruchein, so Geschäftsführer Michael Menzel gestern auf Anfrage.
Bislang teilen sich RDL und Kanal Ratte die Frequenz; dieses Splitting hat er Medienrat nun ’08 beendet. Diese Entscheidung basiert unter anderem auf der Einschätzung der LfK, dass aus dem eigens eingerichteten RDL Studio im "Nellie Nashorn" in Lörrach "nur einige Beiträge für das Gesamtprogramm produziertwerden" , wie es in der Pressemittelung der LfK hieß. Die Darstellung weist Menzel nun als
"offenkundige Irreführung" zurück. "Tatsache" nämlich sei, dass der Zulassungsantrag wöchentlich acht Stunden Morgenradio, eine Stunde Mittagsmagazin und fünf Stunden offene Gruppensendungen vorgesehen habe. Damit werde 17 Prozent der beantragten Sendezeit mitBeiträgen unmittelbar aus dem und für das Sendegebiet bestritten. Das sei wesentlich mehr als die fünf Prozent, die das Mediengesetz für kommerzielle Lokalsender vorsehe. Besonders "bitter" sei zudem, dass so auch Sendungen in Russisch, Serbokroatisch, Polnisch oder Französisch, die die multikulturelle Vielfalt im Sendegebiet um die Hohe Möhr" spiegelten, "verboten werden" . In jeden Fall sei die Entscheidung gespeist aus dem Geist von "Krähwinkel" und stehe "mit jeder Form
von Meinungs- und Kulturvielfalt auf dem Kriegsfuß" , so Menzel.
Schon seit vier Jahren setze die LfK alles daran, "RDL im Äther des Hochrheins systematisch zu behindern" . So sei die Frequenz "ohne Not nach nur vier Jahren neu ausgeschrieben worden" ,
obwohl klar gewesen sei, dass sich die gleichen Sender bewerben. Zudem werde RDL systematisch ausgehungert: So habe die LfK dieses Jahr zum Beispiel die Rundfunkgebührenmittel verweigert.
Die rund 25 000 Euro Schulden, die RDL belasten, seien denn auch vor allem Anlauf-Investitionen
für das Studio Lörrach. Ob der Sender, der auch auf eine Reihe lokaler Unterstützer verweist — vom Kulturzentrum "Nellie Nashorn" über den Verkehrsclub Deutschland bis zur Hospizgruppe —
, dieses nun sofort wieder aufgibt, ließ Menzel aber offen.
Kritisch sieht der RDL-Geschäftsführer im übrigen auch die Rolle von Kanal Ratte. RDL sei immer bereit gewesen, mit dem Sender zu kooperieren; so habe man zum Beispiel eine gemeinsame
Programmgesellschaft angeregt oder einen gemeinsamen Antrag für die Frequenz. Kanal Ratte abersei nie auf die Offerten eingegangen. Im Gegenteil: Zuletzt seien gar RDL-Sendungen abgesetzt
worden, um aktuelles Life-Programm aus Schopfheim machen zu können.

 "Befremdet" zeigt sich Menzel schließlich auch über den Kreis und die Städte. Offenbar sei esb Konsens hinzunehmen, dass das Gros der Bevölkerung eine alternatives, freies Radio allenfalls aus
dem Kabel erhalte.

In und um Freiburg
hat RDL die Frequenz
102,3 Mhz; eine für
d en Kreis Lörr . ..mehr

Dabei habe die LfK schon ’03 in der Ausschreibung zugesichert, eine freie Frequenz für Lörrach zu finden. Diese Zusicherung sei immer noch aktuell und es gebe auchChancen sie einzulösen. Zumindest sieht das Menzel so. So sei erst dieser Tage dem Deutschlandradio eine freie Frequenz zugewiesen worden (95 Mhz). Und wenn die Frequenz 103,1Mhz vom St.Chrischonaturm im Sinne des ’78 in Kraft getretenen Genfer Wellenplans genutzt würde, wäre auch die Frequenz 104,3 Mhz vom Rührberg verfügbar, behauptet der RDLGeschäftsführer. Aktuell nutzt Radio Seefunk diese, um Lörrach und Weil zu bedienen.
LfK-Sprecher Axel Dürr bekräftigt indes die Position der Landesanstalt. "Es gibt definitiv keinefreie Frequenz um Lörrach" , so Dürr. Die Verlagerung von Radio Seefunk auf die Frequenz 103,1
Mhz am St. Chrischonaturm scheitere zum Einen daran, dass die Schweiz nicht bereit sei, dem Privatsender diese tief in die Schweiz strahlende Frequenz zu überlassen; zum anderen sei, was
noch schwerer wiege, Weil darüber gar nicht abzudecken. "Eine Rotation ist nicht möglich" , so Dürr. Im übrigen gebe es bei der Frequenz-Vergabe auch eine klare Rangordnung, und zwar erst
öffentlich-rechtliche Sender, dann private und an dritter Stelle die nichtkommerziellen.