Die Debatte zu den Übersetzungen von Amanda Gormans Inauguration Poem „The Hill We Climb“ zeigt, dass zunehmend Faktoren wie die Identität oder der persönliche Erfahrungshorizont der Übersetzenden als Kriterien für eine gelungene Übersetzung herangezogen werden. Die dadurch angestoßene öffentliche Debatte verdeutlichte, dass eine Zuspitzung auf die Frage „Muss man Schwarz sein, um eine Schwarze Autorin zu übersetzen?“ zu kurz greift. Ist Übersetzen doch gerade die Kunst der Auseinandersetzung mit dem, was der*die Übersetzer*in selbst nicht ist. Umso drängender sind die komplementären Fragen: Wieso gibt es eigentlich so wenige Literaturübersetzer*innen of Color? Wie konnte eine Kunst, die so sehr auf der Auseinandersetzung mit dem Anderen beruht, auf den großen Erfahrungsschatz von Diversität verzichten?
Die Freiburger Übersetzerin und Moderatorin Dejla Jassim kam ins Gespräch mit Cornelia Holfelder-von der Tann, die derzeit „Die Farbe Lila“ aus dem Amerikanischen ins Deutsche überträgt, außerdem mit Leila Chammaa, Leiterin der arabisch-deutschen Literaturagentur Alif, sowie mit Melody Ledwon, die als Vertreterin eines Kollektivs Schwarzer Übersetzer*innen aus Berlin zugeschaltet war. Ein Diskussion über die Rolle von Diversität in der Literaturübersetzung und die Herausforderungen, die den Arbeitsalltag von Literaturübersetzer*innen aus marginalisierten Gruppen gegenwärtig bestimmen.