Cafe Cannes - Cannes Blog Tag 1 - Dossier 2

Cafe Cannes - Cannes Blog Tag 1 - Dossier 2

img_4644_ausschnitt.jpg

img_4644_ausschnitt
img_4644_ausschnitt
Lizenz: 
Keine (all rights reserved)

35mm-Reporter Alexander Sancho-Rauschel live aus Cannes

Nach dem Monstrum Robin Hood folgte am gleichen Abend so ziemlich das Gegenteil – ein kleiner Low-Budget-Film, der an vielen Stellen spontan improvisiert wirkte und mit wenig Produktionsaufwand viel Charme verspruehte…


Gedreht wurde „Tournee“ von dem in Frankreich ziemlich populaeren Schauspieler Mathieu Amalric, der bei uns vor allem durch seine Rollen in „Le Scaphandre et le Papillon“ („Schmetterling und Taucherglocke“) und dem Bondfilm „A quantum of solace“ („Ein Quantum Trost“) bekannt geworden war.

Man wird als Zuschauer den Eindruck nicht los, dass Amalric als Schauspieler hier viele seiner eigenen Erfahrungen als Buehnenkuenstler verarbeitet hat – im Film spielt er den Manager und Tourneeleiter einer wilden Truppe von Tanz- und Striptease-Kuenstlerinnen, die er in den USA entdeckt hat und mit der er nun durch Frankreichs Provinz tingelt, um das „New Burlesque“-Revival (das in den USA u.a. Dita von Teese ausgeloest hat) auch in Europa bekannt zu machen.Mit phantasievollen Kostuemen, viel Zirkus- und Revue-Musik aus den 20ern bis 40ern und viel frivoler Spielerei praesentieren die charmanten, ueberaus lebensfrohen und witzigen und zum Teil recht fuelligen Ladies ihre Buehnennummern und kommen durchaus gut an… nur ihr gestresster manager, der zugleich aber auch ihr groesster Bewunderer ist, schafft es einfach nicht, ihnen endlich den erhofften Auftritt in Paris zu organisieren.


So gut wie frueher scheinen seine Beziehungen ins Show-Business einfach nicht mehr zu sein… und manche der Theater- und Variete-Besitzer beginnnen zu toben, wenn der Gute nur seinen Kopf bei ihnen hereinstreckt.

img_4666_ausschnitt_take
img_4666_ausschnitt_take
Amalric spielt grossartig, ist ganz der kindliche, euphorische, leidenschaftliche Tourleiter, Produzent, Schausteller… - aber das eigentliche Highlight des Films sind die fuenf Artistinnen, die sich selbst spielen… und die so phantastische Kuenstlernamen tragen wie Mimi Le Meaux, Dirty Martini, Kitten on the Keys oder Evie Lovelle.

Der Film verliert leider ab und an seinen roten Faden, ist generell eher anekdotisch angelegt und verliert bedauerlicherweise in der zweiten Haelfte etwas an Schwung und Zugkraft. Nichtsdestotrotz ist „Tournee“ ein wundervoller, leichter und zugleich sehr melancholischer Film geworden, der dank grossartiger Darsteller und vor allem Darstellerinnen ein offenes Arthouse-Publikum erfreuen sollte – und vielleicht sogar zu Traenen ruehrt.

Fotos:
1. Regisseur Amalric (Foto: ASR)
2. Filmausschnitt (Pressefoto)