CASTOR-Transport von Jülich nach Ahaus? | Gemeinden protestieren | Atomiker betreiben Obstruktion

CASTOR-Transport von Jülich nach Ahaus? | Gemeinden protestieren | Atomiker betreiben Obstruktion

Jülich (LiZ). In Jülich werden seit 2014 illegal 152 CASTOR-Behältern mit radioaktivem Müll gelagert. Immer wieder wird als eine von drei Optionen die Möglichkeit ventiliert, den Atommüll nach Ahaus zu verfrachten. Immer mehr Gemeinden in der Umgebung von Ahaus protestieren hiergegen. Längst wäre es möglich gewesen, in Jülich eine erdbebensichere Halle als Zwischenlager für den Atommüll zu bauen. Doch dies wird von den Atomikern am Forschungszentrum Jülich - dem ehemals berüchtigten "Kernforschungszentrum" - durch Obstruktion verhindert.

Schon im Januar 2010 wurde erstmals ein CASTOR-Transport von Jülich nach Ahaus angekündigt. Gegen die völlig unsinnige Verlagerung des Atommülls entlang einer Strecke quer durch Rheinland, Ruhrgebiet und Münsterland und die damit verbundene Gefährdung der Bevölkerung protestierten schon damals Anti-AKW-Gruppen und Bürgerinitiativen.

Aktuell wird erneut über einen möglichen Transport des Atommülls nach Ahaus diskutiert, Der Bau einer geeigneten Halle in Jülich wurde offenbar nie ernsthaft verfolgt, wie schon 2013 absehbar war (Siehe unseren <a href="akwjue130701.html" target=_blank>Artikel v. 1.07.13</a>). In der Umgebung von Ahaus wächst nun der Protest gegen den möglicher Weise schon bald anstehenden CASTOR-Transport. In der Gemeinde Reken, nur wenige Kilometer von Ahaus entfernt, beide im Kreis Borken, wurde heute (19.03.) einstimmig eine Resolution gegen CASTOR-Transporte verabschiedet. Solche Resolutionen gab es auch schon in Gescher, Heek, Legden, Stadtlohn und Vreden - weiteren Gemeinden im Kreis Borken. Nebenbei: Im Norden des Landkreises befindet sich die UAA Gronau.

Eine rechtliche Wirkung haben diese Resolutionen zwar nicht, aber sie wirken als ideelle Unterstützung der Menschen in Ahaus, dessen Stadtverwaltung gegen einen aktuell drohenden CASTOR-Transport Klage eingereicht hat. Es geht um Atom-Müll aus dem Bayerischen Garching. Nach wie vor ist dort ein Versuchs-Reaktor in Betrieb, der entgegen internationaler Abkommen mit hochangereichertem Uran betrieben wird. In Garching wird mit dem Risiko gespielt, daß atombombenfähiges Material in die falschen Hände gerät. Zugleich jedoch will die bayerische Landesregierung den Atom-Müll nicht im Land behalten.

In Ahaus heißt es hingegen, der hochangereicherte Atom-Müll könne in Ahaus nicht sicher genug gelagert werden und Bayern solle selbst für ein Zwischenlager sorgen. Und auch die CASTOR-Behälter aus Jülich sollten bleiben, wo sie sind.

Mittlerweile jedoch rückt der Bau eines Zwischenlagers am Standort Jülich in immer weitere Ferne. Dabei hatte die deutsche Atomaufsicht - nachdem die unzulässige Lagerung des Atom-Mülls in Jülich bereits mehrere Jahre lang offensichtlich war - im Jahr 2014 die "unverzügliche Räumung" des Provisoriums angeordnet. Doch ebenso wie in Brunsbüttel (seit 2013) wird auch in Jülich im Falle der Atomenergie ein illegaler Zustand jahrelang hingenommen.

Der Atom-Müll in den 152 Castor-Behältern ist hoch brisant. Es handelt sich um Brennelementekugeln - oder auch deren Bruchstücke -  aus dem Hochtemperaturreaktor des Forschungszentrums Jülich (FZJ), der 1988 nach zahlreichen Störfällen außer Betrieb genommen wurde. Bis heute werden die CASTOR-Behälter in einer Halle gelagert, die als nicht erdbebensicher gilt.

Die angeordnete Räumung der Jülicher Halle ist derzeit jedoch nicht absehbar. Die Atomiker im Forschungszentrum Jülich (FZJ) wollen die Fläche. die für den Bau eines erdbebensicheren Zwischenlagers vorgesehen war, nun nicht mehr zur Verfügung stellen. Damit sind die Planungen wieder am Nullpunkt angekommen.

Ein FZJ-Sprecher gab an, die vor sieben Jahren ausgesprochene Bereitschaft, die Fläche zur Verfügung zu stellen, müsse nun zurückgenommen werden. Zum einen sei der Platzbedarf des geplanten Zwischenlagers größer geworden und zum anderen habe das FZJ mittlerweile 1000 Mitarbeiter mehr als früher und somit selbst Platzbedarf anzumelden. Dieser negative Bescheid sei bereits der zuständigen Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) mitgeteilt worden.

Mit der Wahl einer neuen Fläche wäre jedoch ein kompletter Neustart des Genehmigungsverfahrens verbunden und damit ist klar, daß allein die Planung einer neue Halle sich bis 2029 hinziehen würde. Daher wird nun auch wieder die dritte Option, ein Export des Atom-Mülls in die USA aufgewärmt. Und dies, obwohl vom zuständigen US-Energieministerium in dieser Sache schon ein klares "Nein" kam. Zudem verbietet das Atomgesetz in seiner aktuellen Fassung den Export von Atom-Müll. Allerdings gibt es auch in diesem Gesetz eine Formulierung, die ein Schlupfloch ermöglicht.