Deutscher Botschafter in der Türkei wegen Satiresendung einbestellt

Deutscher Botschafter in der Türkei wegen Satiresendung einbestellt

Laut Spiegel Online musste sich der deutsche Botschafter in einem Gespräch mit dem türkischen Aussenministerium dafür rechtfertigen, dass die NDR-Satiresendung Extra3 Mitte März ein Lied über Präsident Erdogan ausstrahlte. Bei der längeren Unterredung am vergangenen Dienstag habe es sich um eine "formelle Vorladung" gehandelt, während Meinungsverschiedenheiten üblicherweise bei "freundlichen Einladungen unter Partnern" geklärt werden.

Die betreffende Satiresendung Extra3 wurde an diesem Tag nicht wie üblich nur im NDR ausgestrahlt, sondern auch in der ARD. Der Satirebeitrag über Erdogan thematisierte unter anderem den hohen Lebensstandard des türkischen Präsidenten, den EU-Türkei-Deal in der Flüchtlingspolitik, den Krieg gegen die KurdInnen, sowie die Repression gegen Pressefreiheit und Proteste.

In den vergangenen Tagen hatte der türkische Präsident Erdogan seine Wut über die Anwesenheit ausländischer Diplomaten am ersten Tag des Prozesses gegen zwei Journalisten der Zeitung Cumhuriyet geäussert. Die zwei Journalisten stehen aufgrund ihrer Berichterstattung über Waffenlieferungen der Türkei nach Syrien vor Gericht. Ihnen wird Spionage und Verrat von Staatsgeheimnissen vorgeworfen, wodurch sie lebenlange Haft riskieren. Zu Beginn des Prozesses am vergangenen Freitag entschieden die Richter auf Antrag der Staatsanwaltschaft, den Prozess hinter verschlossenen Türen fortzusetzen.