Razzien in ganz Frankreich : Erneuter repressiver Schlag gegen die Umweltbewegung

Erneuter repressiver Schlag gegen die Umweltbewegung

Protestaktion gegen Lafarge/Holcim in Bouc-Bel-Air bei Marseille im Dezember 2022 (Foto: lundimatin)

Protestaktion gegen Lafarge/Holcim in Bouc-Bel-Air bei Marseille im Dezember 2022 (Foto: lundimatin)
Protestaktion gegen Lafarge/Holcim in Bouc-Bel-Air bei Marseille im Dezember 2022 (Foto: lundimatin)
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Mit Antiterroreinheiten der SDAT sind Sicherheitskräfte am 5. Juni in acht Gemeinden gegen AktivistInnen der französischen Umweltbewegung vorgegangen. Insgesamt gab es 15 Festnahmen. Die Betroffenen befinden sich seither unter Auflagen der Anti-Terror-Gesetzgebung in provisorischem Gewahrsam, das bis zu 96 Stunden andauern kann. Frankreichweit führten die spektakulären Einsätze der (Militär-)Polizei zu lauter Kritik von Bürgerinitiativen und Verbänden.

Ziel des repressiven Schlags waren angeblich militante UmweltaktivistInnen, die der Kampagne „les soulèvements de la terre“ zugerechnet werden. Hintergrund sind massive Sachbeschädigungen, die bei einer Protestaktion gegen den Zement-Giganten Holcim-Lafarge in Bouc-Bel-Air bei Marseille im vergangenen Dezember angerichtet wurden. Rund 200 Linke in Maleranzügen waren am 10. Dezember 2022 in ein Fabrikgelände eingedrungen und hatten Maschinen und Infrastrukturen in Höhe von angeblich vier Millionen € sabotiert.

Die Aktion gegen den Konzern Holcim-Lafarge folgt einer Reihe an Interventionen: In der Schweiz hatten Linke mit der mittlerweile geräumten „ZAD de la colline“ einen Hügel besetzt, um die Ausweitung eines Werks zu verhindern. In Gennevilliers sabotierten UmweltschützerInnen aus dem Umfeld von Extinction Rebellion 2021 Infrastrukturen des Unternehmens, das nicht zuletzt wegen seiner Kooperation mit Daesh in der Kritik steht. Der Bauriese hatte in den Jahren 2013 und 2014 ungeachtet des islamistischen Diktates seine Geschäfte in Syrien fortgeführt. Später zahlte Holcim-Lafarge unter anderem wegen „Finanzierung des Terrorismus“ Strafen in Höhe von 777.000.000 $.

Die Umweltkampagne „les soulèvements de la terre“ gelang besonders seit dem Verbotsverfahren infolge der Ausschreitungen im westfranzösischen Sainte-Soline im März diesen Jahres in die Öffentlichkeit. Mehr als 25.000 DemonstrantInnen hatten unter anderem mit schweren Ausschreitungen gegen die Errichtung von agro-industriellen Wasser-Rückhaltebecken protestiert. Damals gab es zahlreiche Schwerverletzte, drei UmweltschützerInnen schwebten vorübergehend in Lebensgefahr. Die Gendarmerie hatte am Wochenende von Sainte-Soline mindestens 5.000 Granaten verschossen, um die Demonstrationszüge zurück zu drängen. Die „Soulèvements“ waren in den vergangenen Jahren an verschiedenen Kämpfen beteiligt, die sich der „Verteidigung des Lebendigen“ verschrieben haben. Unter anderem kam es zu Landbesetzungen gegen den Ausbau von Autobahnen und Spekulation mit landwirtschaftlichen Flächen. Am Mittwochabend sind Solidaritätskundgebungen für die Inhaftierten geplant.

LS