Gedenkveranstaltung zum antisemitischen Anschlag von Halle: "Es gibt keine Aufarbeitung leicht und schmerzlos"

"Es gibt keine Aufarbeitung leicht und schmerzlos"

08.10.2020.jpeg

Lizenz: 
Keine (all rights reserved)
Quelle: 
@analytiker_in

Am Vorabend des ersten Jahrestages des Anschlages von Halle, bei dem der Täter so viele Jüdinnen und Juden töten wollte wie er konnte und weil er an einer simplen Türe scheiterte aus Frust wahllos zwei Menschen erschoss, haben ca. 100 Menschen am Platz der Alten Synagoge des Anschlags gedacht.

In der Einladung der Egalitären jüdischen Chawurah Gescher hieß es:

„Nie wieder“ ist oft zu hören und oft auch so gemeint. Nie wieder sollen solche Zeiten über uns kommen und solche Menschheitsverbrechen geschehen. Wir wissen alle, dass das Beschwören dieses Vermächtnisses allein aber nicht genügt.

Sylvia Schliebe von der Egalitären jüdischen Gemeinde wies unter anderem darauf hin, dass alte antisemitische Mythen im Kreise selbsternannter "Querdenker" nur etwas modernisiert wieder auftauchen. Menschen die da unbedingt "mutig" für Freiheit kämpfen wollten, hatte sie eine Reihe noch besserer Tipps. Außerdem erinnert sie an antisemitische Anschläge in Deutschland und die seltsame Verweigerung von Akteneinsicht durch den Verfassungsschutz nach einem Mord an einem Rabbiner und seiner Lebensgefährtin. Die Rede ist hier im Audio zu hören.

Larissa Schober wandte sich gegen eine oberflächliche Gedenkkultur in Deutschland. Sie wies daraufhin wie wenig Deutsche verstanden haben, wenn sie wie nach dem Anschlag von Halle der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff gegenüber Jüdinnen von "Versöhnung" sprechen, so als habe es da irgendwas gegeben, das von beiden Seiten ausging.