Istanbul Konvention in Freiburg: "Es hat viel mit individuellem Engagement zu tun"

"Es hat viel mit individuellem Engagement zu tun"

Bildschirmfoto von 2022-03-21 18-33-04.png

Website der Frauenhauskoordinierung e.V. zwei lachende Frauen mit Hijab halten ein Foto von sich in die Kamera
Lizenz: 
Keine (all rights reserved)
Quelle: 
https://www.frauenhauskoordinierung.de/

Frauenrechte sind Menschenrechte. Die Istanbul Konvention wurde am 11. Mai 2011 von allen 47 Mitgliedstaaten des Europarates angenommen und ist die erste, die sich explizit die Bekämpfung von Gewalt an Frauen und "häusliche Gewalt" oder Gewalt in engen sozialen Beziehungen (GesB) auf die Fahnen schreibt. Sie fordert minimale Standards zur Prävention, zum Schutz der Opfer und juristische Verfolgung der Täter. Seit 2014 ist die Istanbul Konvention gegen Gewalt an Frauen in Kraft, seit 2018 ist sie in Deutschland geltendes Recht. Dennoch gibt es viele Mängel. Fehlende Plätze in Frauenhäusern, mangelnde Finanzierung von Schutzstrukturen, eine steigende (oder gleichbleibende, je nach Statistik) Zahl von Femiziden und Intimiziden (der Partner oder Ex-Partner als Täter), eine partriarchalisch geprägte Rechtssprechung bei geschlechterspezifischer Gewalt im sozialen Nahbereich, eine unzureichende Datenerfassung in der polizeilichen Kriminalstatistik. Und die Problematik fängt ja schon viel früher an bspw. bei stereotypen Rollenbildern, die schon im Kindesalter festgeschrieben werden, Objektivizierung von Frauen und Sexismus in der Werbung. Last not least gilt auch das fehlende Augenmerk der Medien zu bemängeln, wenn Morde als „Familiendramen“ abgetan werden, der gewaltsame Tod einer Frau nur eine kleine Nachricht in der Lokalzeitung wert ist oder dem Opfer gar mit Schlagzeilen wie „Sie wollte sich trennen!“ die Mitschuld an ihrem Tod gegeben wird. In Deutschland gilt immer noch: „Der gefährlichste Mensch im Leben einer Frau ist ihr Partner“. (Cruschwitz, Julia und Haentjes, Carolin in "Femizide - Frauenmorde in Deutschland", Hirzelverlag, Stuttgart 2022)

Justiz, Medien, Jugendarbeit, Polizei, und Täterarbeit – es gibt viele Baustellen, die hier zur Prävention angegangen werden müssen. Wir sprachen mit Irene Vogel von den Unabhängigen Frauen Freiburg (UFF), die eine Gesprächsrunde zur Istanbul Konvention im Rahmen des 8. März veranstalteten.