Wisst Ihr, was Facebook über Euch weiß?
Alle Jahre wieder gibt es Debatten über Datenschutz und die Internetriesen Google und Facebook. Letzterer steht aktuell wieder im Kreuzfeuer, nachdem weltweit neue Richtlinien in Whatsapp umgesetzt werden sollen.
Bis Februar dieses Jahres soll jeder seine Whatsapp-Daten mit Facebook teilen, oder man dürfe den Messenger ab dem 08. Februar 2021 nicht mehr nutzen. So eröffnet es einem jedenfalls seit kurzem ein kleines Popup-Fenster beim Start von Whatsapp. Eine Option zum Verneinen gibt es nicht – lediglich „nicht jetzt“ steht als Alternative bereit.
Dass solch ein Ultimatum für Daten in der Europäischen Datenschutzgrundverordnung DSGVO eigentlich als illegal gilt, scheint Facebook nicht weiter zu kümmern. Rechtsanwalt Christian Solmecke geht hierauf auf dem Youtube-Kanal Kanzlei WBS genauer ein.
"Die Einwilligung in die Dateiweitergabe muss immer freiwillig sein. (...) Bei Whatsapp scheint es so zu sein: 'Entweder du gibst uns deine Daten oder kannst es nicht mehr nutzen.' (...) Ob Eure Einstimmung noch freiwillig ist, damit werden sich möglicherweise die Gerichte auseinandersetzen müssen (...)."
Facebook will Unsere Daten!
Das überrascht wohl niemanden, immerhin verdient der Konzern durchschnittlich mehr als 27$ pro NutzerIn und Quartal. So weit so unangenehm. Gruselig wird es ab dem Punkt, an dem man sich vor Augen führt, was mit den Daten getan werden kann. Schon 2013 enthüllte eine Studie der University of Cambridge, dass man allein mithilfe der „Gefällt Mir“-Angaben mit einer Präzision von bis zu 95% Rückschlüsse auf die Persönlichkeit der NutzerInnen ziehen kann. Dies war damals noch auf Facebook beschränkt. Im selben Haus ist Instagram zu einem der populärsten sozialen Netzwerke der Welt herangewachsen und Nutzerinnen und Nutzer von Whatsapp außerhalb der EU teilen mangels einer starken Datenschutzverordnung bereits seit einigen Jahren ihre persönlichen Nutzungsdaten mit Mutterkonzern Facebook. So speisen drei der Plattformen mit den meisten aktiven Nutzern weltweit Informationen in einen gemeinsamen Topf. Während durch immer verstricktere Datenschutzdokumente langsam zur Spitzenleistung wird, die Übersicht zu behalten, gibt der Konzern Entwarnung: Wenigstens innerhalb von Europa sollen Whatsapp-Daten weiterhin nicht zu Werbezwecken verarbeitet werden – es würde sich durch die neuen Richtlinien praktisch nichts ändern. Kritiker behaupten das genaue Gegenteil: Der Hamburgische Datenbeauftragte Johannes Caspar kommt gegenüber dem Tagesspiegel etwa zu dem Schluss, dass die Daten von Whatsapp-Nutzern aufgrund der unbestimmten und intransparenten Formulierungen „innerhalb des Konzerns weitgehend unbeschränkt weitergegeben werden“ dürften.
Doch worin besteht eigentlich die konkrete Gefahr des Datenaustausches?
Facebook verfügt über Analysetools zur Datenverwaltung, welche weit über die Grenzen des Konzerns hinaus reichen. Ein Whistleblower veröffentlichte Ende 2020, dass ein System namens „Centra“ die Benutzer nicht nur auf der eigenen Plattform, sondern quer durch das gesamte Internet verfolgen würde mit dem Ziel der Datensammlung.
Facebooks Algorithmen besitzen das Potential, so gut wie alles über einen Menschen zu erfahren. Denn was ich dem System nicht selbst an Wissen bereitstelle, errechnet es sich auf Basis der Unmengen an sonstigen Daten.
Was Facebook mit diesen Daten anstellt, ist dann wohl nur noch von der menschlichen Kreativität begrenzt.
Wir leben in einer Zeit, in welcher Daten immer wertvoller werden. Die Gefahren sozialer Netzwerke gehen längst über den Vorgesetzten hinaus, der anstößige Partybilder entdecken kann. Kriminalbehörden experimentieren mit Software zur Vorhersage von Verbrechen auf Basis von personenbezogenen Daten. Diese Macht und noch mehr besitzen große Internetkonzerne wie Facebook und Google und wir werden angreifbarer, je mehr Daten wir teilen.
Als Konsequenz aus dieser realistischen Schwarzmalerei sollten wir versuchen, nach bester Möglichkeit die Pfade zu minimieren, auf welchen sensible Daten erhoben werden können. Gegen die Verfolgung durch das Internet helfen beispielsweise VPN-Dienste besonders gut, welche den eigenen Standort sehr effektiv verschleiern.
Um der Datenausbeute in Whatsapp zu entgehen oder sich einfach zu wehren gegen die Machtposition von Facebook hilft nur der Wechsel zu Alternativen. Der Messenger „Signal“ ist hierbei am vielversprechendsten: Er ist absolut transparent gegenüber der Öffentlichkeit was die Erhebung von Daten angeht, welche sich hauptsächlich auf die Telefonnummer und die Nutzungszeiten beschränkt. Obendrauf erlebt er, wie auch andere Alternativen aufgrund der aktuellen Debatte um Whatsapp einen großen Zustrom an Nutzern, weshalb nun der beste Zeitpunkt seit langem ist, den Messenger zu wechseln!
SB
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