Die EU soll in nur sieben Jahren die noch außerhalb der Union verbliebenen Nachfolgestaaten Jugoslawiens sowie Albanien aufnehmen. Das fordert die EU-Kommission in einer aktuellen Erklärung. Auch Deutschland dringt explizit darauf, die Beziehungen zu den "Westbalkanstaaten" rasch zu intensivieren. Damit weichen Berlin und Brüssel von ihrem bisherigen Kurs ab, der darauf abzielte, den EU-Beitritt der Staaten der Region noch lange hinauszuzögern, weil er als kostspielig, aber kaum wirtschaftlichen Nutzen versprechend gilt. Dieser Kurs wird nun allerdings zunehmend als riskant eingeschätzt. Ursache ist nicht so sehr der steigende Einfluss Russlands in den Nicht-EU-Staaten Südosteuropas, der von Experten als wirtschaftlich begrenzt eingeschätzt wird, sondern vor allem der beständig wachsende Einfluss Chinas. Die zunehmenden Aktivitäten der Volksrepublik in der Region haben vergangenes Jahr laute Alarmrufe in der Bundesrepublik ausgelöst: Deutschland könnte in Südosteuropa zum ersten Mal ernsthaft in die Defensive geraten.