Für die türkische Staatsanwaltschaft passt kein Blatt zwischen Journalismus und Terrorismus - Menschenrechtsanwältin droht lange Haftstrafe

Für die türkische Staatsanwaltschaft passt kein Blatt zwischen Journalismus und Terrorismus - Menschenrechtsanwältin droht lange Haftstrafe

Am morgigen Mittwoch (9. 9. 20) könnte die türkisch-kurdische Anwältin Eren Keskin zu 15 Jahren Haft verurteilt werden. Wie andere bekannte Intellektuelle hatte Keskin zeitweise pro forma den Posten der Chefredakteurin bei der Zeitung Özgür Gündem (Freie Tagesordnung) übernommen. Özgür Gündem berichtete furchtlos und objektiv über Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, insbesondere in den hauptsächlich von Kurd*innen bewohnten südöstlichen Landesteilen. Manchmal war sie die einzige, aber nach dem Urteil vieler Kolleg*innen immer zuverlässige Quelle. 76 Mitarbeiter*innen, sowohl Journalist*innen als auch einfache Verteiler der Özgür Gündem und ihrer Vorgängerzeitungen (Özgür Ülke und andere) wurden in rund 25 Jahren ermordet, noch mehr landeten im Gefängnis. 2016 wurde das Erscheinen von Özgür Gündem angeblich "vorübergehend" verboten und sie durfte seither nicht mehr erscheinen. Im Özgür Gündem-Prozess werden Freiheitsstrafen gegen 5 Intellektuelle gefordert. Die höchste Strafe mit bis zu 15 Jahren für Eren Keskin. Die Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin Asli Erdogan soll für 9 Jahre hinter Gitter. Radio Dreyeckland sprach mit Janine Uhlmannsiek von Amnesty International.