Flüchtlingslager für 20.000 Menschen in Tigray zerstört und geplündert

Flüchtlingslager für 20.000 Menschen in Tigray zerstört und geplündert

In der nordäthiopischen Region Tigray sind zwei Flüchtlingslager für eritreische Migranten "vollständig zerstört" worden. Es handle sich um die beiden Flüchtlingslager Shimebela und Hitsats für 20.000 Menschen, sagte der Sprecher des Uno-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR), Boris Cheshirkov, am Freitag in Genf. Alle humanitären Hilfseinrichtungen vor Ort seien "geplündert" worden. Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed kündigte indes den Abzug eritreischer Truppen aus der Region Tigray an.

Uno-Mitarbeiter*innen hatten die beiden Camps in der Konfliktregion erstmals seit vergangenen November erreicht. Es bestätigte sich, was nach Angaben von Geflüchteten und der Auswertung von Satellitenbildern schon befürchtet worden war. Das UNHCR vermutet, dass die Einrichtungen Ende Dezember oder im Januar zerstört wurden, Gewissheit dahingehend gibt es aber nicht.

Etwa 7.000 bis 10.000 Flüchtlinge seien in anderen Lagern angekommen oder hielten sich in der Region auf, sagte der UNHCR-Sprecher. Was mit den anderen passiert sei, wisse man bisher nicht. Ob Menschen gegen ihren Willen über die Grenze nach Eritrea gebracht wurden, sei unklar. In der Region waren auch eritreische Truppen aktiv, wie die äthiopische Regierung erst diese Woche bestätigt hatte. In der Region Shiraro befinden sich nach Angaben des UNHCR zudem 95.000 vertriebene Äthiopier*innen. "Alle Vertriebenen brauchen dringend Hilfe, um zu überleben, darunter Nahrungsmittel, Unterkünfte, medizinische Versorgung, Wasser und sanitäre Anlagen", sagte Cheshirkov.

Premier Abiy hatte nach wochenlangen Dementis vergangene Woche erstmals die Präsenz eritreischer Truppen in der Region Tigray eingeräumt. Am Donnerstag veröffentlichte die äthiopische Menschenrechtskommission (EHRC) dann einen Bericht, in dem sie eritreischen Soldaten vorwarf, für ein Massaker an mehr als hundert Zivilisten in der Stadt Aksum in Tigray verantwortlich zu sein. Abiy bezeichnete Angriffe auf die Zivilbevölkerung als "inakzeptabel".

Eritrea und die benachbarte äthiopische Region Tigray haben trotz eines Friedensabkommens zwischen Äthiopien und Eritrea ihre Differenzen nie ganz beilegen können. Für das Abkommen war der äthiopische Premier Abiy Ahmed 2019 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Wegen des Militäreinsatzes stand Abiy zuletzt zunehmend unter Druck.