Fokus Europa - Studierendenproteste in Amsterdam

Fokus Europa - Studierendenproteste in Amsterdam

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In Amsterdam besetzten Studis ein Uni-Gebäude.
In Amsterdam besetzten Studis ein Uni-Gebäude.
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An der deutschen Hochschulpolitik gibt es sicherlich viel zu bemängeln. Jedoch lohnt sich ein Blick ins Ausland, um zu sehen, welche Ausmaße die Ökonomisierung der Hochschullandschaft annehmen kann. Was gerade in den Niederlanden geschieht, hört sich an wie ein völlig übertriebenes worst-case-Szenario, das sich Kritiker*innen der sogenannten unternehmerischen Hochschule ausgedacht haben – ist aber leider Realität.

Dort werden Universitäten inzwischen nach britischem und US-amerikanischem Vorbild wie Unternehmen geführt. In Freiburg etwa entscheidet der Senat, ein Gremium aus vielen Professor*innen und wenigen Studis, über den Haushaltsplan, also wie gewirtschaftet werden soll. Diese sogenannte universitäre Selbstverwaltung wurde Mitte der 90er-Jahre in den Niederlanden abgeschafft. Seitdem werden finanzielle Entscheidungen von einer Kaste aus Manager*innen und Banker*innen getroffen, die mit Forschung und Lehre gar nichts zu tun haben.

Im Vergleich zu deutschen Unis verfügen diese unternehmerischen Hochschulen über enorme Mengen an Kapital. Und damit zocken sie auch an der Börse. Die Uni Amsterdam hat allein 250 Millionen Euro in Derivaten angelegt – und sich dabei ordentlich verzockt. Und was tut man nach neoliberalem Dogma bei hoher Verschuldung? Die Politik hat der Uni ein Spardiktat verordnet – Griechenland lässt grüßen. Und natürlich sollen die Fächer bluten, die sich schlecht ökonomisieren lassen. Die 28 geisteswissenschaftlichen Bachelor-Studiengänge sollen zu einem einzigen Liberal-Arts-Bachelor eingedampft werden.

Dagegen regt sich zum Glück Widerstand – und nicht gerade wenig. In den Niederlanden hat sich eine Studierendenbewegung gebildet, wie es sie seit den 60er-Jahren nicht gegeben hat: „De Nieuwe Universiteit“.

Davon berichtete uns Peter, der aus Amsterdam kommt, dort selbst an den Protesten beteiligt war und inzwischen hier in Freiburg Philosophie studiert.