Der französische Premier Edouard Philippe hat am gestrigen Mittwoch seine Entscheidung verkündet, das Projekt eines internationalen Flughafens in Notre-Dame-des-Landes bei Nantes endgültig zurückzuziehen. Über dieses Grossprojekt wurde schon seit über 50 Jahren in der Region heftig gestritten. Das Grossprojekt wurde über die Jahrzehnte mal mehr, mal weniger vorangetrieben, aber die Gegnerinnen konnten den Bau von nennenswerten Infrastrukturen verhindern.
In den 1970er Jahren protestierten zunächst vor allem Landwirte, die wegen des Grossprojekts enteignet werden sollten und damit gleichzeitig Haus und Lebensgrundlage verloren hätten. Seit rund zehn Jahren gesellen sich zu ihnen Umweltschützerinnen und linke Aktivistinnen. Ein Teil dieser Menschen haben sich dort niedergelassen, besetzen und beackern enteignetes (sprich öffentliches) Land auf der sogenannten ZAD, dem Projektgebiet. Tausende Aktivisten kamen besonders dann von ganz Frankreich und darüber hinaus angereist, wenn es darum ging, die ZAD vor massiven Polizeieinsätzen zu verteidigen.
Betroffene Landwirte geben sich erleichtert von der heutigen Entscheidung. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten schwebe die Gefahr einer sofortigen Zwangsräumung nicht mehr. Für Landbesetzerinnen gibt es jedoch keine Entwarnung. Im Vorfeld der heutigen Entscheidung hatte der Innenminister erklärt, die Polizei werde die "radikalsten Elemente der ZAD räumen", egal wie die Entscheidung über das Grossprojekt falle. Die Regierung gibt den Landbesetzer bis Ende März Zeit, um die ZAD zu verlassen, sprich bis Ende des winterlichen Zwangsräumungsverbots. Sie will offenbar die längst verlorene Autorität des Staates auf dem Gebiet der ZAD wiederherstellen.
(mc)