Freisetzung genmanipulierter Stechmücken in den USA freigegeben

Freisetzung genmanipulierter Stechmücken in den USA freigegeben

Die US-Umweltbehörde EPA hat die Freisetzung genmanipulierter Stechmücken in den Bundesstaaten Florida und Texas freigegeben. Antragsteller ist das britischen Gentech-Unternehmen Oxitec. Die Bundesregierungen der beiden Staaten müssen allerdings erst noch zustimmen. Damit ist nach den bisherigen Erfahrungen in diesem Bereich zu rechnen.

Beginnen soll der Versuch bereits in diesem Jahr in Florida. Im Jahr 2021 sollen die Stechmücken dann in Florida und in Texas freigesetzt werden - insgesamt auf einer Fläche von 2000 Hektar. Weitere 700 Hektar sind demnach als Kontrollfläche ausgewiesen.

Freisetzen will Oxitec ausschließlich männliche Stechmücken, die so genetisch verändert wurden, daß deren weibliche Nachkommen absterben und nur die männlichen überleben. Diese erben die Eigenschaft und geben sie beim nächsten Paarungsakt weiter - so die Theorie. Mit Hilfe solcher genmanipulierter Stechmücken der Art  Aedes aegypti will Oxitec deren natürliche Population drastisch reduzieren. Die US-Umweltbehörde EPA nimmt an, "daß dies angesichts der wachsenden Resistenz gegen die derzeitigen Insektizide ein wirksames Instrument zur Bekämpfung der Ausbreitung bestimmter durch Stechmücken übertragener Krankheiten wie des Zika-Virus sein könnte".

Aus den von der EPA veröffentlichten Unterlagen gehen nur wenige Auflagen hervor, darunter ein Mindestabstand der Freisetzungsflächen von Zitrus-Plantagen von 500 Meter. Oxitec wird dazu verpflichtet, wöchentlich nach genmanipulierten Mückenlarven zu suchen. Diese sollen zusätzlich ein Gen tragen, das sie floureszieren läßt, so daß sie einfach zu erkennen sind. Zusätzlich muß Oxitec einmal monatlich 150 nicht floureszierende weibliche Stechmücken analysieren. Sollte das Unternehmen dabei auf Mücken mit der gentechnischen Veränderung stoßen, muß das Unternehmen den Versuch sofort abbrechen und die Versuchsflächen mit Insektiziden besprühen. Eine unabhängige wissenschaftliche Begleit-Untersuchung ist jedoch nicht vorgesehen.

Die Verbraucherorganisation Center for Food Safety (CFS) hält ein solches Szenario für durchaus möglich. Jaydee Hanson, politischer Geschäftsführer von CFS wies darauf hin, daß bei Laborversuchen drei bis vier Prozent der von männlichen genmanipulierten Stechmücken gezeugten weiblichen Nachkommen nicht wie geplant absterben, sondern überleben. Das könnte dazu führen, "daß sich Hybridmückenarten in der Umwelt etablieren, die veränderte Eigenschaften aufweisen könnten, darunter das Potenzial für eine verstärkte Krankheitsübertragung", so Hanson. CFS hatte bereits im Jahr 2016 gewarnt, als Oxitec das erste Mal versuchte, Gentech-Mücken in Florida freizusetzen, damals auf dem Höhepunkt der Medienberichte über eine Zika-Epidemie in Lateinamerika.

Ende 2016 wurde wegen des Widerstands in der Bevölkerung die damals geplante Freisetzung von Oxitec abgesagt. Im Herbst 2019 beantragte das britische Unternehmen mit einer neuen Generation von genmanipulierten Stechmücken den jetzt erlaubten Versuch. Die britische Organisation GeneWatch UK hatte sich im vergangenen Herbst kritisch mit dem Antrag und den Ergebnissen einer ersten Freisetzung dieser neuen Oxitec-Mücken in Brasilien befaßt.