Fukushima - 10 Jahre Super-GAU | Demo für sofortigen Atom-Ausstieg

Fukushima - 10 Jahre Super-GAU | Demo für sofortigen Atom-Ausstieg

Vor zehn Jahren, am 11. März 2011, ereignete sich im japanischen AKW Fukushima Daiichi ein dreifacher Super-GAU. Immer noch sind in Deutschland sechs Atomkraftwerke in Betrieb. Das hoch riskante AKW Neckarwestheim, in dem sich seit Jahren immer neue, gefährliche Risse bilden, soll - nach offiziellen Angaben - erst Ende 2022 stillgelegt werden.

Rund 500 DemonstrantInnen zogen vom Kirchheimer Bahnhof zum AKW Neckarwestheim und forderten dessen sofortige Stilllegung. Im Zentrum stand die Sorge, daß sich die Reaktor-Katastrophe schon morgen im AKW Neckarwestheim wiederholen kann. Neben der Forderung nach sofortiger Stilllegung aller noch in Betrieb befindlicher sechs Atomkraftwerke in Deutschland und der Schließung der Urananreicherungs-Anlage Gronau und der Brennelemente-Fabrik Lingen sprach sich die Demo gegen die Verlangsamung der Energie-Wende durch die Bundesregierung und für schnellen und wirksamen Klimaschutz aus.

Auf Transparenten und selbst gestalteten Demo-Plakaten übten die TeilnehmerInnen auch scharfe Kritik an der baden-württembergischen Landesregierung. Diese garantiert den Weiterbetrieb des AKW Neckarwestheim trotz der "Neckarwestheimer Erklärung", die von 38 Umweltschutzinitiativen und -verbänden unterzeichnet wurde (siehe unseren <a href="akwnwh200716.html" target=_blank>Artikel v. 16.07.20</a>). Die Trommelgruppe 'Lokomotive Stuttgart' begleitete den Demo-Zug und am Kundgebungsort erwartete das Duo 'Pretty Incident' (Sängerin Tiffany Marie Estrada und Frank Eisele am Akkordeon) die TeilnehmerInnen mit ihrer professionellen Darbietung.

Wie in den Vorjahren tauschte das Bündnis Fukushima-Neckarwestheim mit den befreundeten Anti-Atom-Initiativen der japanischen Stadt Kyoto Solidaritätsgrüße aus. Neben den TeilnehmerInnen vor Ort hatten gut 200 weitere Menschen aus der Ferne Beiträge eingesandt, die in Form von über 170 Grußbotschaften vor dem AKW gezeigt wurden. Viele dieser Beiträge kamen von Menschen, die wegen der aktuellen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht persönlich zur Demonstration kommen konnten.

Nagomi Norimatsu von der japanischen Gruppe 'Ichimoku' mahnte in ihrer Ansprache, Fukushima nicht zu vergessen. "Wie in Tschernobyl tritt auch in Fukushima 10 Jahre nach dem Atomunfall vermehrt Krebs auf – bei Kindern 20-fach erhöht: Schilddrüsenkrebs. Die Behörden planen jedoch die Kontroll-Untersuchungen zu verringern. Dabei hat die Regierung die Pflicht, die Kinder weiter zu beschützen", so  Norimatsu. Sie berichtete von Vertuschungsversuchen der japanischen Behörden und der AKW-Betreiberfirma, um die Planung der Olympischen Spiele nicht zu gefährden. Es werde so versucht, von der Katastrophe abzulenken und vor der Weltöffentlichkeit das Trugbild einer heilen Welt zu zeichnen.

Anete Wellhöfer von der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe wies auf die angekündigten CASTOR-Transporte hin und rief die Demo-TeilnehmerInnen auf, "die nächste Atommüll-Verschiebung" ins Lager des stillgelegten AKW Philippsburg im Blick zu behalten. Dieser CASTOR-Transport sei möglicher Weise schon im November 2021 zu erwarten.

"Hier in Neckar­westheim warnen wir seit Jahren vor dem zunehmenden Risiko eines schweren Unfalls. Diese dramatische Gefahr wurde nun auch von einem ehemals höchsten Atomaufseher im Bundes­umwelt­ministerium bestätigt," berichtete Armin Simon von '.ausgestrahlt' in seinem Rede-Beitrag. Rhetorisch fragte er, was denn noch geschehen müsse, bis die angeblich grün-geführte Landesregierung die Konsequenz ziehe. Seit 2018 entspreche das AKW Neckarwestheim wegen immer neuer, gefährlicher Risse nicht mehr der Genehmigung. "Seit 2018 hält ein Störfall der Stufe INES 2 an," so Armin Simon.

Herbert Würth vom Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim wies in seinem Rede-Beitrag darauf hin, daß es dem Bündnis Fukushima-Neckarwestheim als Veranstalter der Demonstration besonders wichtig sei, den Atomausstieg immer als Kernelement innerhalb von Energiewende und Klimaschutz zu sehen. "Bereits jetzt blockieren Atom- und Kohlekraftwerke mit ihrem umweltschädlichen Strom die weitere Energiewende und verstopfen die Netze. Wir fordern den sofortigen Atomausstieg und bis spätestens 2030 den Kohleausstieg. Die rasche weitere Energiewende darf nicht behindert werden." Er ergänzte: "Deshalb müssen alle Ausbremsregelungen abgeschafft werden: der Ausschreibungszwang über die Bundesnetzagentur für jedes Windrad und jeden Windpark und alle großen Photovoltaikanlagen, und die jährliche sogenannte Deckelung des Zubaues von neuen Anlagen!"