Geiselnahmen und Folter von Flüchtlingen durch Schlepperbanden auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel dauern fort

Geiselnahmen und Folter von Flüchtlingen durch Schlepperbanden auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel dauern fort

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Mit Spannung blickt die Weltöffentlichkeit auf Ägypten und die dort stattfindende Revolution. Doch in den Hintergrund gerät bei der derzeitigen Berichterstattung das Schicksal von afrikanischen Flüchtlingen, die im Norden der ägyptischen Sinai-Halbinsel in Grenznähe zu Israel von Schlepperbanden als Geiseln genommen werden. Derzeit soll es sich um etwa 1000 Menschen handeln, deren Angehörige durch Folter der Gefangenen zu Lösegeldzahlungen an die Schlepperbanden gezwungen werden sollen. Hierzu ein Interview mit Matteo Pegoraro, dem Präsident der italienischen Menschenrechtsorganisation Everyone, die sich seit Monaten mit den Geiselnahmen durch Schlepperbanden auf der Sinai-Halbinsel beschäftigt.

Anmoderation: Radio Dreyeckland hat seit Anfang Dezember regelmäßig von dem Drama berichtet, das sich auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel täglich abspielt. Dort nehmen seit 2010 vermehrt Schlepperbanden afrikanische Flüchtlinge als Geiseln, um von ihren Angehörigen Lösegelder zu erpressen. Die Gefangenen werden hierbei unter schlimmsten Bedingungen festgehalten und systematisch gefoltert. Ihnen wird regelmäßig gestattet bei ihren Angehörigen anzurufen und dort um die Zahlung von Lösegeldern an die Schlepper zu flehen. Die Aufmerksamkeit auf diese furchtbaren Verbrechen ist zuvorderst einigen italienischen und israelischen Menschenrechtsorganisationen zu verdanken. Doch obwohl im Dezember das Europäische Parlament und auch immer wieder das UN Flüchtlingswerk hierzu Stellung bezogen hat, hat die ägyptische Regierung in all der Zeit – trotz genauer Kenntnis der Standorte vieler Geiseln – nichts unternommen. Nun, mit der Abdankung von Mubarak und der Transition in Ägypten, ist die internationale Aufmerksamkeit abgelenkt. Radio Dreyeckland sprach mit Matteo Pegoraro (einem von drei) Präsidenten der italienischen Menschenrechtsorganisation Everyone, die sich seit Monaten unermüdlich um die Befreiung der Geiseln bemüht. Zuletzt sprachen wir mit Matteo Pegoraro im Dezember. Zunächst wollten wir von ihm wissen, wie sich die Situation seither verändert hat:

Abmoderation: Das sagt Matteo Pegoraro, Präsident der italienischen Menschenrechtsorganisation Everyone, die seit Monaten auf das Schicksal von Flüchtlingen aufmerksam macht, die auf ihrer Flucht in der ägyptischen Sinai-Wüste von Schlepperbanden als Geiseln genommen werden. Im Dezember hatte Everyone den ägyptischen Behörden eine Kontaktperson genannt, die den genauen Standort einer Gruppe von bis zu 250 Geiseln kannte. Seither ist der Kontakt abgebrochen – bei Everyone befürchtet man, dass dieser Kontaktperson etwas zugestoßen sei. Zahlreiche Berichte und Interviews und Links zu diesem Thema findet ihr auf der Homepage von Radio Dreyeckland.