Flüchtlingsdrama auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel - Überblick zur Berichterstattung von RDL

Flüchtlingsdrama auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel - Überblick zur Berichterstattung von RDL

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Seit 2010 greift eine grausige Praxis auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel um sich. Schlepperbanden nehmen Flüchtlinge auf der Durchquerung der Wüste auf dem Weg nach Israel oder die EU in Geiselhaft. Anschließend werden sie systematisch gefoltert und gezwungen bei ihren Angehörigen um die Zahlung von Lösegeldern zu bitten. Anfang Dezember 2010 machten verschiedene Menschenrechtsorganisationen auf das Schicksal von etwa 250 Flüchtlinge aufmerksam, die seit mindestens Ende November in Ägypten von Schlepperbanden festgehalten wurden und denen mit der Ermordung gedroht wurde, sollten sie oder ihre Angehörigen kein Lösegeld bezahlen können. In der ersten Dezember Woche wurden 6 Flüchtlinge getötet, in der zweiten Dezember Woche brachten die Entführer zwei weitere Menschen um. Bei einem Teil der Gruppe handelt es sich um 80 Eritreer/innen, die in ihrem Herkunftsland als Christen massiv verfolgt wurden. Ihnen war es gelungen zu einem eritreischen Priester in Italien Kontakt aufzunehmen, wodurch der Fall erst in Europa bekannt wurde. Manche dieser Geiseln sind mittlerweile (nach Zahlungen von Angehörigen frei gekommen). Neue Geiseln haben jedoch ihre Plätze eingenommen. Im Februar 2011 befinden sich noch immer etwa 1000 Menschen in Geiselhaft oder werden in der Sinai-Wüste von Schlepperbanden als Sklaven gehalten.

Zu diesem konkreten Fall und der europäischen Flüchtlingspolitik hat Philipp Eckstein von Radio Dreyeckland in den vergangenen drei Monaten mehrfach berichtet. Die Beiträge können jeweils auf dieser Seite angehört werden. Bei anklicken des jeweiligen Titels gibt es zusätzliche Informationen. Im März 2011 erschien zudem ein Artikel zu dem Thema in der Zeitschrift des Informationszentrums 3. Welt (iz3w, hier online).

19.03.2013: Organhandel, Folter, Mord - in der Sinai-Wüste sind Flüchtlinge trotz Infos über die Täter noch immer schutzslos (Interview mit Annette Groth, MdB)

22.02.2011: Auch nach der ägyptischen Revolution geht das Drama in der Sinai-Wüste weiter: Aktuell bis zu 1000 Geiseln

EveryoneMit Spannung blickt die Weltöffentlichkeit auf Ägypten und die dort stattfindende Revolution. Doch in den Hintergrund gerät bei der derzeitigen Berichterstattung das Schicksal von afrikanischen Flüchtlingen, die im Norden der ägyptischen Sinai-Halbinsel in Grenznähe zu Israel von Schlepperbanden als Geiseln genommen werden. Derzeit soll es sich um etwa 1000 Menschen handeln, deren Angehörige durch Folter der Gefangenen zu Lösegeldzahlungen an die Schlepperbanden gezwungen werden sollen. Hierzu ein Interview mit Matteo Pegoraro, dem Präsident der italienischen Menschenrechtsorganisation Everyone, die sich seit Monaten mit den Geiselnahmen durch Schlepperbanden auf der Sinai-Halbinsel beschäftigt.

7:28


19.01.2011: Türsteher für Europa - Karl Kopp zur europäisch-libyschen Zusammenarbeit

Anlässlich einer Debatte im Europäischen Parlament ein Interview mit Karl Kopp, Europareferent von Pro Asyl, zur europäisch-libyschen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Flüchtlingen.ProAsyl Hierzu auch die Berichterstattung vom 01.12.2010 beachten.


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17.01.2011: "Es handelt sich um eine ganz klar neue Entwicklung" Logo_E

Leider handelt es sich bei der Geiselnahme von bis zu 250 Menschen in der Sinai-Wüste mit Nichten um einen Einzelfall. Vielmehr scheint die Praxis Flüchtlinge in der Sinai-Wüste zu kidnappen, zu misshandeln und von den Angehörigen Lösegelder zu erpressen im vergangenen Jahr drastisch zugenommen zu haben und eine mittlerweile weit verbreitete Praxis zu sein. Dies wird in einem aktuellen Bericht der Menschenrechtsorganisation Physicians-for-Human-Rights-Israel hervorgehoben. Hierzu sprachen wir mit Ran Cohen, dem geschäftsführenden Direktor von Physicians for Human Rights-Israel, der genau dies am Anfang des Interviews noch einmal unterstreicht:

11:33

21.12.2010: "Es handelt sich um eine echte Notsituation! " Everyone

Interview mit Matteo Pegoraro, einem von drei Präsidenten der Menschenrechtsorganisation Everyone, die seit Wochen von dem Fall berichtet und auf ihrer Homepage auch Namen von Verantwortlichen nennt. Er beklagt die Untätigkeit der ägyptischen Behörden in dem Fall und schildert die furchtbaren Misshandlungen, denen die Gefangenen ausgesetzt sind.

7:04Download


16.12.2010: Europäisches Parlament beschließt schwache Resolution6:33

Anders als die lobende Resolution suggeriert, scheinen sich die ägyptischen Behörden in Wirklichkeit nicht allzu intensiv um die Befreiung der Flüchtlinge zu bemühen. Die italienische Menschenrechtsorganisation Everyone teilte am Donnerstag mit, dass sie mittlerweile den genauen Standort der Flüchtlinge in der Stadt Rafah ermittelt habe und diese Information, gemeinsam mit dem Namen der Hauptverantwortlichen, den Behörden habe zukommen lassen. Der ägyptische Außenminister ließ daraufhin jedoch verkünden, es handele sich dabei lediglich um einen Versuch Ägypten zu diskreditieren, es gebe überhaupt keine Gefangenen. Everyone hat seither den Kontakt zu der von ihr benannten Kontaktperson vor Ort verloren. [Siehe hierzu auch die aktuellen Informationen vom 17.12.2010 von Everyone zu dem Fall].

Am 21.12.2010 sprachen wir über die erfolgreiche Resolution auch noch einmal mit Barbara Lochbihler (MdEP), die für die grüne Fraktion gemeinsam mit der lIberalen, der linken und der sozialdemokratischen Fraktionen einen weitreichenderen Entwurf ausgearbeitet hatte, der jedoch bei Stimmengleichheit scheiterte. Erfolgreich war hingegen die Resolution der Europäischen Volkspartei.6:57

13.12.2010: Interview mit Christopher Hein, Direktor des italienischen Flüchtlingsrates (CIR), zur aktuellen Situation der auf der Sinai-Halbinsel in Ägypten von Schlepperbanden gefangen gehalten 250 Flüchtlinge. Er schildert die furchtbaren Haftbedingungen, wie auch den Mord an zweit weiteren Gefangenen, nachdem bereits in der vorletzten Woche 6 eritreische Flüchtlinge von ihren Peinigern ermordet worden waren. Am kommenden Donnerstag wird das Europäische Parlament den Fall auf einer Dringlichkeitssitzung behandeln.9:51


10.12.2010: Das Europäische Parlament wird am kommenden Donnerstag auf einer Dringlichkeitssitzung das Thema der in Ägypten von Schlepperbanden gefangen gehalten eritreischen Flüchtlinge behandeln. Mögliche Resolutionen, die dann am Donnerstag nach einer Debatte zur Abstimmung gestellt werden können, werden Anfang nächster Woche erarbeitet. Dies teilte ein Mitarbeiter der Europaabgeordneten Elisabeth Jeggle Radio Dreyeckland mit. Eine Information die auch von der Pressestelle des Europäischen Parlaments bestätigt werden konnte und sich mittlerweile auch in der offiziellen Tagesordnung findet.

08.12.2010:

- Interview mit Barbara Lochbihler (Bündnis 90/Die Grüne), Mitglied des Europäischen Parlaments und Mitglied im Parlamentsunterausschuss für Menschenrechte, zu dem konkreten Fall und der europäischen Flüchtlingspolitik im Allgemeinen.
6:29

- Interview mit Elisabeth Jeggle (CDU), Mitglied des Europäischen Parlaments und Mitglied im Parlamentsunterausschuss für Menschenrechte, zu dem konkreten Fall und der europäischen Flüchtlingspolitik im Allgemeinen. 13:03

06.12.2010: Interview mit Christopher Hein, Direktor des italienischen Flüchtlingsrates (CIR, Logo des Artikels):7:39