Der geschäftsführende Vorsitzende von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser hat die Bundesregierung dazu aufgerufen, sich einer Klage von Österreich und Luxemburg gegen die Einstufung von Atomkraft und Erdgas als nachhaltig anzuschließen, falls sie sich nicht anders durchsetzen kann. Die EU-Kommission will an diesem Mittwoch die Einstufung von Erdgas und Atomenergie als nachhaltige Energien für einen Übergang zu anderen Energieformen beschließen. Dies würde zur Förderung von Investitionen in diesen Bereichen führen, woran insbesondere Frankreich mit seiner riesigen Atomindustrie und Plänen für neue, kleine Atomkraftwerke ein Interesse hat. Befürworter*innen der Förderung von Atomenergie und Erdgas argumentieren damit, dass die Atomkraft im laufenden Betrieb praktisch kein CO2 produziert und Gas weniger als Kohle und dass man diese Energien einfach bräuchte, bis andere ausgebaut seien. Außerdem sind Sonnenenergie und Windkraft sehr wetterabhängig. Schließlich könnte die Infrastruktur für Erdgas eines Tages auch für umweltfreundlichen Wasserstoff genutzt werden. Eine Wasserstoffindustrie ist bisher allerdings so gut wie nicht existent. Kritiker*innen vermuten hingegen, dass mit diesen Argumenten nur ein großer Teil der alten Energiewirtschaft fortgeschrieben werden soll. Eine echte Wende würde verhindert. Während bei der Verbrennung von Erdgas weniger CO2 entsteht als wenn Kohle verbrannt wird, sorgen undichte Stellen bei Förderung und Transport des Gases dafür, dass das Treibhausgas Methan entweicht. Wird das Gas beim Transport verflüssigt, muss dafür zusätzlich Energie aufgewendet werden.
Der Präsident des Bundesumweltamtes, Dirk Messner kritisierte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland die Haltung der EU-Kommission: „Gaskraftwerke werden eine Übergangsrolle bei der Transformation hin zu einem nachhaltigen und erneuerbaren Energiesystem spielen“ meinte Messner. Die Aufgabe sei es jedoch, nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten zu identifizieren. Dazu würden Gaskraftwerke aber nicht zählen.