Hat Trump wirklich eine 180°-Wende vollzogen?

Hat Trump wirklich eine 180°-Wende vollzogen?

Die Tagesschau spricht von Trumps 180°-Wende bei den Zöllen und ist damit voll im medialen und politischen Trend. Ursula von der Leyen lässt die mühsam beschlossenen EU-Zölle gleich auch mal 90 Tage pausieren, obwohl sie eigentlich nicht die Antwort auf die nun verschobenen Zölle Trumps sein sollten, sondern auf kurz zuvor verhängte Zölle, die weiter in Kraft sind. Wenn man das was Trump da gerade macht in einen Winkel übersetzen will, dann wären eher 45° eine angemessene Größe, denn es sind noch jede Menge neuer Zölle in Kraft und Trump macht keine Anstalten bei ihnen zurückzurudern. Dafür hat er auch Gründe, zu denen wir später kommen. Zunächst was gibt es noch an Zöllen:

 

Mexiko 25 %

Kanada 25 % (mit Ausnahmen) und auf Energie 10 %

Stahl & Aluminium 25 % weltweit

Autos 25 % weltweit

10 % für alle nicht sonst genannten Länder

145 % für China

0 % für Russland (aber 10 % für Ukraine), Belarus, Nordkorea, Kuba

Zusätzliche Strafzölle für Länder, die Öl aus Venezuela kaufen

 

Trump will nun mit allen Ländern einzeln verhandeln, um sie maximal gegeneinander auszuspielen. Aber was soll verhandelt werden? Was die Länder wollen ist natürlich, von den angedrohten höheren Zöllen und möglichst auch von den in Kraft befindlichen Zöllen verschont zu werden. Doch Trump will vor allem auch die Einnahmen aus den Zöllen. Damit möchte er den Staatshaushalt sanieren und vor allem weitere Steuersenkungen bezahlen. Wie in seiner ersten Amtszeit geht es ihm um Steuersenkungen für Reiche und deshalb ist er auch bei Milliardären so beliebt. Dem aufgrund der Zölle wohl bald inflationsgeplagten Volk wird er vielleicht auch die Steuern etwas erleichtern müssen. An beiderseitigen Null-Zoll-Abkommen wie es die EU anbietet, ist er daher nicht interessiert. Was er bei bilateralen Verhandlungen genau erreichen will ist nicht ganz so klar, aber das Beispiel Ukraine zeigt, dass Trump zu jeder Art der Erpressung bereit ist und im Zweifelsfall alles nimmt, was er kriegen kann. Zumindest über die oben genannten Zölle wird er nicht verhandeln wollen, sondern nur über die Aufschläge, da er die Einnahmen aus den Zöllen ja bereits fest eingeplant hat. Es kann gut sein, dass sich Trump am Ende verzockt hat, insbesondere der Handelskrieg mit China könnte ihm schaden und es droht eine wachsende Inflation. Aber abgesehen davon sieht es nicht so aus, als wollte Trump einfach klein beigeben und niemand ist sicher vor weiteren Überraschungen von Seiten Trumps. jk