Großdemonstration gegen Agrarindustrie: internationales „Wassercamp“ und Proteste im Poitou

internationales „Wassercamp“ und Proteste im Poitou

Tausende demonstrieren gegen die Agrarindustrie in Westfrankreich (Bild: SDT)

Tausende demonstrieren gegen die Agrarindustrie in Westfrankreich (Bild: SDT)
Tausende demonstrieren gegen die Agrarindustrie in Westfrankreich (Bild: SDT)
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Die französische Umweltbewegung hat sich in dieser dritten Juliwoche im westfranzösischen Melle verabredet. Schon am vergangenen Wochenende starteten Karawanen, etwa aus Rennes, dem Baskenland und Bure, um gegen die Privatisierung des Wassers zugunsten der Großlandwirtschaft zu demonstrierten. Wie zu erwarten, wurden die Proteste nicht nur verboten, sondern sahen sich erneut der ungebremsten Gewalt der Ordnungsmacht gegenüber. Ein polizeiliches Massaker wie in Sainte Soline blieb jedoch aus.

Mindestens 5.000 Menschen hatten sich vergangene Woche im Umfeld eines befreundeten Bauernhofes niedergelassen. Der erste Aktionstag gegen die „Mégabassines“ begann am Freitag just hinter der Grenze des Nachbardépartements Vienne. Der Grund? Die Aufenthaltsverbote zu umgehen, mit denen der Gerichtshof von Niort zuletzt sehr großzügig renitente UmweltschützerInnen belegte. Und auch am Samstag bevorzugten die Linken das Département 79 zu verlassen und in LaRochelle zu demonstrieren.

In der Vergangenheit führten die Proteste immer wieder zu massiven Auseinandersetzungen. Am Rande eines Camps im März 2023 hatten bis zu 30.000 Menschen demonstriert – in Sainte-Soline gab es stundenlangen Schlagabtausch mit den Ordnungskräften. Polizeifahrzeuge gingen in Flammen auf und hunderte Personen wurden zum Teil schwerverletzt. Das Innenministerium stieß daraufhin ein Verbotsverfahren gegen die Kampagne „Soulèvements de la terre“ (Aufstände der Erde) an, das einer verfassungsrechtlichen Prüfung allerdings nicht standhielt.

Die Errichtung neuer Wasserspeicher zugunsten der Maisbauern beschäftigt nicht nur die Exekutive auf den Feldern und Stränden in Westfrankreich. Zahlreiche Gerichtsverfahren führten zur Suspendierung der Großprojekte. Die seit Jahren wachsende Mobilisierung in Westfrankreich hat die Forderung nach einem Moratorium zu den „Mégabassines“ sogar auf die umweltpolitische Tagesordnung der kürzlichen Parlamentswahlen gebracht.

Auch wenn eine effektive Blockade der Anlagen des historischen Kolonialhafens und seiner agrarindustriellen Infrastrukturen nicht gelang, zeigten sich Teilnehmende erfreut über „ein großartiges internationales Camp“ und eine eher seltene Demo von tausenden Linken in LaRochelle. „Die Polizeigewalt war übertrieben, doch wir konnten die Traumata vom vergangenen Jahr abschütteln“, kommentiert Jo, der auch 2023 in Deux-Sèvres gegen die Wasserspeicher protestierte.

 

LS