Neun indigene Senatorinnen und Senatoren haben in einem offenen Brief die Verwendung von Symbolen der indigenen Bevölkerung bei den von einer Gruppe von Truckern angeführten Protesten kritisiert. In den Brief betonen sie, dass sie nichts gegen friedliche Proteste haben, aber die Verwendung von kulturellen Symbolen der indigenen Bevölkerung wie das Rauchen einer Friedenspfeife durch die Trucker ablehnen. Besonders scharf kritisieren sie T-Shirts mit der Aufschrift „Every Child Matters“, mit denen gegen das Tragen von Masken an Schulen demonstriert wird. Eigentlich war die Parole „Every Child Matters“ bisher Teil einer Kampagne der indigenen Bevölkerung mit der sie dazu aufriefen, nach dem Schicksal von tausenden indigener Kindern zu forschen, die während des Aufenthaltes in sogenannten „boarding schools“ gestorben sind. In diesen Schulen, die vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1970 bestanden, sollten Kinder aus indigenen Familien assimiliert werden. Die Schulen wurden von verschiedenen christlichen Kirchen geleitet. Die Kinder waren häufig physischen und sexuellen Angriffen ausgesetzt. Mindestens 3000 Kinder, möglicherweise aber auch eine wesentlich höhere Zahl, starben während ihres Aufenthaltes in diesen Schulen.
Die Indigenen machen auch auf die Ungleichbehandlung von Protesten der nichtweißen Bevölkerung und den Protesten der fast ausschließlich weißen Trucker aufmerksam. Alleine bei Protesten gegen die Abholzung eines Waldes in Vancouver Island wurden 890 Protestierende festgenommen, weil sie Waldwege blockiert haben. Die Trucker legen seit über 2 Wochen die Hauptstadt Ottawa lahm und blockieren zahlreiche Grenzübergänge in die USA ohne dass die Polizei viel unternommen hätte. Ursprünglich richteten sich die Proteste gegen eine Impfpflicht bzw. Quarantäne von Truckern, die aus den USA zurückkommen. Nach Angaben ihres Verbandes sind 15 % der Trucker in Kanada nicht geimpft. Doch mittlerweile richtet sich der Protest gegen alle Corona-Maßnahmen und ist auch zu einer Art Kulturkampf von rechts geworden. Trucker schwenken Hakenkreuzfahnen urinieren gegen Denkmäler und grölen rassistische Sprüche. Gestern hat der Regierungschef Justin Trudeau für 30 Tage den Ausnahmezustand verhängt, um gegen die Blockaden vorzugehen. Die Blockaden haben mittlerweile auch einen erheblichen ökonomischen Effekt.