In Memoriam Bartek Orent-Niedzielski und Antonio Megalizzi: Kollegen aus Community Radios wurden zum vierten und fünften Todesopfer des Straßburger Anschlags

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Kollegen aus Community Radios wurden zum vierten und fünften Todesopfer des Straßburger Anschlags

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Antonio und Bartek
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Quelle: eigene Montage, Bilder aus Facebook-account von Antonio und Twitter-Account @europhonica

Straßburg – Unsere Kollegen Antonio Megalizzi und Bartek Orent-Niedzielski sind tot. Beide waren bei dem Anschlag in Straßburg von Projektilen getroffen worden. Die Verwundungen waren offenbar zu schwer. Sie starben jeweils am Freitag und Sonntag im Alter von 28 und 35 Jahren. Beide waren unter anderem als Journalisten bei nichtkommerziellen Radios aktiv.

Antonio Megalizzi war Journalist bei Radio Alto Adige aus dem italienischen Trentino. Er berichtete für Europhonica, das Europaprojekt diverser Studierenden-Radios aus dem Europa-Parlament.

Nach dem Unglück war er von den Ärzten in ein künstliches Koma versetzt worden, doch sein Gesundheitszustand schien von Anfang an kritisch. Seine Familie und seine Verlobte standen ihm in seinen letzten Stunden im Krankenhaus von Straßburg zur Seite. Bis zuletzt hofften die Angehörigen auf ein Wunder.

Bartek Orent-Niedzielski war unter anderem bei unserem Partnerradio MNE aus Mulhouse aktiv. Auch er berichtete aus dem Europäischen Parlament und hatte regelmäßig eine Kolumne in der Sendung Wunderparlement. Auch darüber hinaus war er in Straßburg darüber hinaus vielseitig engagiert und aktiv, etwa für die LGBT-Bewegung, für jiddische Kultur, für Palästina und Musik. Bartek hatte ein Straßburger Comic-Festival mitbegründet.

Seine Bekanntschaft hatten wir insbesondere beim gemeinsamen Projekt Radio Grenzenlos von Radio MNE Mulhouse und Radio Dreyeckland Freiburg gemacht. Bartek hatte uns freundlich unterstützt und die jugendlichen ProjektteilnehmerInnen durch das Parlament geführt. Die Nachricht seiner gravierenden Verletzung und seines Todes bestürzt uns umso mehr, da wir noch wenige Stunden vor dem Unglück mit ihm den Tag im Parlament verbracht hatten.

Auch Bartek befand sich leider zum falschen Moment in der Rue des Orfèvres. Der Todesschütze schoss ihm offenbar aus nächster Nähe in den Kopf. Die ÄrztInnen diagnostizierten bereits unmittelbar nach dem Unglück seinen Hirntod. Seine Familie ließ ihn noch einige Tage künstlich am Leben erhalten , bis sich seine Angehörigen von ihm verabschieden konnten.

Die Anzahl der Todesopfer steigt damit auf fünf. Durch eine Aktion der Einsatzkräfte wurde der mutmaßliche Attentäter am Donnerstagabend selbst ebenfalls getötet.

Neben unserem Schock und Ärger erklären wir Mitarbeitende von Radio Dreyeckland unsere Anteilnahme in Trauer und Solidarität für die Freunde und Angehörigen von Bartek und Antonio. Darin schließen wir uns dem Dachverband der Community Radios CMFE an. Wir behalten Bartek als einen freundlichen und hilfsbereiten Menschen in Erinnerung.

K.-Michael Menzel, Andreas Reimann, Matthieu Cuisnier u. Pia Masurczak