Korrespondent Deniz Yücel in Untersuchungshaft

Korrespondent Deniz Yücel in Untersuchungshaft

Ein Haftrichter in Istanbul hat gestern die Inhaftierung des Korrespondenten der Zeitung Die Welt, Deniz Yücel angeordnet. Im Antrag auf Untersuchungshaft hatte Yücel die Staatsanwaltschaft „Propaganda für eine Terrororganisation“ und „Aufstachelung des Volkes zu Hass und Feindschaft“ vorgeworfen. Vor zwei Wochen war Yücel selbst auf die Polizeidirektion in Istanbul gekommen, nachdem er erfahren hatte, dass er gesucht werde. 13 Tage musste er dann im Polizeigewahrsam warten, bis der Staatsanwalt seine erste Vernehmung durchführte. Anlass für seine Festnahme war zunächst ein kritischer Artikel über den türkischen Energieminister Berat Albayrak, der zugleich der Schwiegersohn des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan ist. Der Artikel soll sich auch auf gehackte Informationen über Albayrak bezogen haben. Wegen des gleichen Vorwurfs waren zuvor bereits drei türkische Journalisten inhaftiert worden und drei weitere fast einen Monat in Polizeigewahrsam.

Die Inhaftierung von Deniz Yücel wurde nun aber plötzlich nichtmehr mit dem Artikel über Erdogans Schwiegersohn, sondern mit einem Interview mit einem PKK-Führer im Irak begründet.

In den letzten Tagen hatten sich unter anderem das Auswärtige Amt und 150 Abgeordnete des Bundestages für Yücels Freilassung eingesetzt. Seine Verhaftung bezeichnete Bundeskazlerin Angela Merkel als „bitter und enttäuschend“. Merkel wies insbesondere darauf hin, dass sich Yücel den Behörden ja freiwillig gestellt hatte. Außer Deniz Yücel, der sowohl die deutsche als die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, befinden sich derzeit 162 türkische JournalistInnen in Untersuchungshaft.