Türkei: Korrespondent von "Die Welt" in Polizeigewahrsam

Korrespondent von "Die Welt" in Polizeigewahrsam

Der Türkei-Korrespondent der deutschen Zeitung "Die Welt" Deniz Yücel sitzt seit vergangenem Dienstag in Polizeigewahrsam in Istanbul. Die Polizei durchsuchte auch seine Wohnung. Laut "Die Welt" werfen die türkischen Behörden dem deutsch-türkischen Journalisten "Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Datenmissbrauch und Terrorpropaganda" vor.

Konkret geht es bei den Vorwürfen darum, dass der Korrespondent wie viele andere Medien über E-Mails berichtet hatte, die eine linke Hackergruppe aus der privaten Adresse des türkischen Energieministers gestohlen hatte. In den E-Mails des Energieministers, der gleichzeitig auch Schwiegersohn des Präsidenten Erdogan ist, ging es um Medienkontrolle und um die Manipulation der Öffentlichkeit durch gefâlschte Twitter-Nutzer.

Nach Angaben von "Die Welt" war Deniz Yücel von selbst zum Polizeipräsidium Istanbul erschienen, wo ihn Ermittler zu seiner Berichterstattung über die gesickerten E-Mails befragen sollten. Aufgrund des Ausnahmezustands in der Türkei dürfte die Polizei den Journalisten bis zu zwei Wochen lang ohne richterliche Anhörung in Gewahrsam halten.

Der Chefredakteur von "Die Welt" äusserte sich zuversichtlich oder jedenfalls diplomatisch im Fall Deniz Yücel. Er vertraut darauf, "dass ein faires Verfahren seine Unschuld ergeben wird."

(mc)