In der heutigen Folge unseres Wörterbuchs geht es um:
Leichte Sprache und Einfache Sprache
Witzigerweise erklären wir das aber zuerst mal in schwerer Sprache, weil wir ja auch speziell die Menschen ansprechen wollen, die evtl. nur schwere Sprache sprechen.
Mit der Bitte das zu überdenken.
Es gibt leichte Sprache und einfache Sprache. Das wird oft nicht so auseinandergehalten.
Dabei gibt es jeweils sehr unterschiedliche Entstehungsgeschichten und Zielgruppen.
Und es gibt Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel in der Forderung um das Recht auf Information und (politische) Bildung.
Im Interview geht es um Entstehung und Bedeutung, um
Zielgruppen, Kritik und Veränderung.
Übersetzungsmaschine in einfache Sprache:
https://einfachesprache.xyz/
_______________________
Quellen:
__________________________
Mansour Neubauer
https://www.einfache-sprache.com/uploads/1/1/8/5/11853840/2020-08-handreichung_einfache_sprache_dr_neubauer.pdf
2021-06-handreichung
_______________________
Bundeszentrale für politische Bildung Website zu einfache Sprache
_____________________
Diskussionen aus der Queer Disability Community. Herzlichen Dank!
s.g. und max
Radiobeitrag - in Audio - Transkription
Es sind zwei Personen beteiligt, eine mit Behinderung und eine Person ohne Behinderung.
Sie lesen zunächst die Anmoderation abwechselnd:
Wir kommen jetzt wieder zu unserem Anti-Ableismus Wörterbuch.
Ableismus ist ein Begriff aus der US amerikanischen Behindertenbewegung.
Er beschreibt die
Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, chronischen Krankheiten
oder Neurodivergenz.
Die Menschen werden dabei an bestimmten gesellschaftlichen Normen und
Fähigkeiten
gemessen und auf ihre Behinderungen reduziert.
In der heutigen Folge unseres Wörterbuchs geht es um:
Leichte Sprache und einfache Sprache.
Ironischerweise erklären wir das in schwerer Sprache, weil wir ja auch
speziell die Menschen
ansprechen wollen, also euch, die wahrscheinlich nur schwere Sprache
sprechen mit der Bitte,
das zu überdenken.
Es gibt leichte Sprache und einfache Sprache. Das wird oft nicht so
auseinandergehalten.
Dabei gibt es jeweils sehr unterschiedliche Entstehungsgeschichten und
auch Zielgruppen
Und es gibt Gemeinsamkeiten.
Das vertiefen wir jetzt.
Das Interview :
M
Ja, was sind denn die Gemeinsamkeiten, Sabine?
S
Ja, die Gemeinsamkeiten von leichter Sprache und einfacher Sprache sind
die Absicht, die Komplexität, also die Kompliziertheit der Sprache, zu reduzieren.
Und ein Recht auf Information und Bildung umzusetzen, also der Inklusionsgedanke eigentlich.
Was auch eine Gemeinsamkeit ist, Leichte Sprache und einfache Sprache
sind nicht genau definiert.
Also noch mal: leichte Sprache ist die Sprache. die am Allerleichtesten
vom Aufbau her ist.
Leichte Sprache hat auch ein Regelwerk. Das sind kurze Hauptsätze,
nicht mehr als 8 Worte
ungefähr, keine Verneinungen, kein Passiv, kein Konjunktiv.
Eigentlich werden Texte in
leichter Sprache nochmal von 2 Menschen gegengelesen auf
Verständlichkeit hin. Zwei. die von sich selbst sagen, sie haben eine
Lernbehinderung. Also da gibt es auch Qualifikationen für das
Gegenlesen für Leichte Sprache.
Bei einfacher Sprache, das kann man sich so merken, sie ist einfacher
als die schwere Sprache,
einfachere Sprache, die ist bisschen weiter gefasst und orientiert sich
jeweils an
unterschiedlichen Zielgruppen, die hat kein Regelwerk und es werden aber
auf jeden Fall
Fremdworte vermieden beziehungsweise sofort erklärt.
Es sind Kurze Sätze. Also komplexere Sachen, werden in kurze Sätze
zerlegt. Wie gesagt, im
Alltag wird oft im Sprachgebrauch nicht unterschieden, ob es einfache
oder leichte Sprache ist.
Es gibt eben diese Gemeinsamkeiten, aber es gibt eben auch Unterschiede
auch in der
Entstehungsgeschichte .
M.
Ja, du hast die verschiedenen Entstehungsgeschichten angesprochen.
Genau, wo kommen die
denn her?
S.
Ich finde das ziemlich interessant. Also die leichte Sprache, also die
mit den ganz kurzen Sätzen
mit dem sehr leichten Level und dem Regelwerk, die gegengelesen wird,
also die leichte
Sprache, die kommt aus der Behindertenbewegung, und zwar auch mal
wieder aus den USA, aus den 1970er Jahren. Da gab es so eine
Organisation, die hieß People
First.
Und in Deutschland hat sich das dann auch aus der Behindertenbewegung
etabliert. Da haben
dann Menschen mit sogenannten Lernschwierigkeiten ein Netzwerk
gegründet. 2001 gab es
dann auch die Gründung einer Initiative vor allem von "für Menschen" und
2006 wurde dann das Netzwerk "leichte Sprache" gegründet. Also das kommt
aus der
Behindertenbewegung . Und leichte Sprache richtet sich auch.- Und da
wird es jetzt schwierig
mit der Begrifflichkeit,- an Menschen, die nach gängigen Normen
Schwierigkeiten mit Lesen und
Lernen haben, also die sogenannten lernbehinderten Menschen und Menschen
mit sogenannten
geistigen Behinderungen. Diese Begrifflichkeiten sind umstritten, aber
es gibt keine neuen, da
hab ich noch mal recherchiert, also die Bezeichnunngen sind mit Vorsicht
zu genießen. Aber das
ist die Entstehungsgeschichte zu leichte Sprache.
Und dann zu einfache Sprache:
Da ist die Entstehungsgeschichte sehr verschieden. Also sie ist auch
viel aus Aktivismus oder
politischem Aktivismus entstanden, beispielsweise auch aus der Arbeit
mit Geflüchteten. Es wird
versucht , je nachdem, auf welchem Level die Menschen mit Sprache sind,
sich daran zu
orientieren. Und einfache Sprache richtet sich also bei den Zielgruppen,
an sehr unterschiedliche
Menschen. Bei einfache Sprache, da ist es sehr weit gefaßt, eigentlich
richtet sie sich auch an
die breite Bevölkerung, zum Beispiel bei Fachdiskursen. Bei Corona haben
wir das gesehen, am
Anfang hat kein Schwein irgendwas verstanden, als Wissenschaftler* innen
gesprochen haben,
und dann kam das auf, dass das quasi in einfachere Sprache gefasst
wurde.
M
Oder wenn Akademiker: innen sprechen
S
Ja, dass die Sprache noch mal mehr an Menschen orientiert wird , die das
interessiert oder
angeht . Und so gibt es da verschiedene. Abstufungen, also eben das eine
wäre das mit den
Fachbüchern für eine breitere Bevölkerung, dann aber auch - und das
finde ich auch sehr
interessant - für Menschen, die Deutsch nicht als Muttersprache haben,
sondern als
Zweitsprache und Fremdsprache. Das finde ich ist auch ein Ansatz, den
sich auch
Aktivist*innen in der politischen und feministischen Szene überlegen
müssten.In
Veranstaltungen, auf Flyern und in Chats und so weiter. Einfache Sprache
richtet sich auch an alte
Menschen und an Touristi*nnen.
Die Debatte um einfache und leichte Sprache,
nimmt gerade zu. Sie kommt so n bisschen in den Vordergrund. Aber es
gibt auch immer
wieder Kritik daran.
Aber vielleicht noch mal so ein Beispiel - bei den Ämtern. Ja ich
meine, da haben ja 99% der
Bevölkerung Schwierigkeiten damit und da ist es zum Beispiel auch immer
wieder wichtig,
das Behördendeutsch zu übersetzen. Ein Beispielsatz: "Das Jobcenter
streicht
die Sanktionen, wenn sie diesen Brief vorzeigen" . Jobcenter ist
meistens bekannt, aber die
anderen Worte nicht, dann würde es in einfacher Sprache zum Beispiel
heißen können, "das
Jobcenter stoppt die Strafe, wenn sie den Brief bringen" oder "bringen
sie den Brief. Das
Jobcenter stoppt dann die Strafe"
Es gibt auch so Konzepte, die Sprache in 5
Schwierigkeitsgrade zu unterteilen. Von super leicht bis Fachsprache.
Als Beispiel für eine Zeitangabe wäre von ganz leicht bis geläufig
"bald" sehr verständlich, auch noch
"demnächst". "In Kürze", na ja, das kennen schon nicht mehr alle. " in
absehbarer Zeit", da wird
es schon holprig und "in Bälde" ist relativ ungeläufig. Also bestimmte
Worte, die auftauchen,
über die viele Menschen velleicht stolpern, da ist es gut, noch mal zu
überlegen, wie nenn
ich es dann.
M
Und gibt es da Unterstützung, irgendwelche Übersetzungsmaschinen?
S
Ja, genau, ich bin sonst nicht die, die Fan*n von KI, ist, aber es gibt
jetzt wie die
Übersetzungsmaschinen von Deeple oder Google ( will keine Werbung für
Google machen) für unterschiedliche Sprachen, auch
Übersetzungsmaschinen in leichte oder einfache Sprache. Da kannst du
Texte reingeben und je
nach Thema, wird es mehr oder weniger gut übersetzt, aber da ist auch
unklar, ist es einfache
Sprache oder leichte Sprache. Es ist so n bisschen zwischendrin. Aber es
ist auf jeden Fall
hilfreich, zum Beispiel für Chats.
Ja, in vielen politischen Chats ist wirklichdie Sprache sehr
akademisch. In den freiburger
feministische Chats zum Beispiel. Die finde ich sehr informativ, sehr
wichtig, aber dann wird
es oft noch ins Englische übersetzt. Ich fände das zum Beispiel ne
Alternative, Texte in leichte
oder einfache Sprache zu übersetzen, weil eben viele Menschen mit
Migrationshintergrund oder
Geflüchtete, nicht unbedingt Englisch können, aber leichte/einfache
Sprache schon eher. Weil ja
fast alle auch Deutschkurse machen. Ich bin ein bisschen abgeschweift.
Möchtest du noch was
zur Kritik hören?
M
Ja, gerne.
S
Also es gibt Kritik, aber eher auch aus den Reihen, die selber nicht so
betroffen sind. Da gibt es
Kritik an inhaltlicher Veränderung beziehungsweise Verlust von Inhalten
durch Übersetzung und
da wird dann auch gesagt, das kann auch manipulativ sein. Also das ist,
dieses: Vereinfachung
versus Recht auf Information. Also dieser Komplex, und es gibt aber auch
ein Argument
dagegen, dass es auch bei Übersetzungen in andere Fremdsprachen, immer
bei der
Übersetzung Veränderung gibt, dass es immer davon abhängt, wer übersetzt
und es hängt auch
immer von den Kontexten ab. Und natürlich ist das mit der Vereinfachung
schwierig. Aber ich
glaub auch, das ist ja alles ein Lernfeld, was sich noch weiter
entwickeln muss, aber ich
finde. ,-Jetzt komme ich aber in die Bewertung,- dieses Recht auf
Information und Recht auf
Bildung, auch politische Bildung, das finde ich einfach zentral wichtig
und da muss man sich
überlegen, wie man es machen kann.
M
Also ich muss gestehen, dass ich, wenn ich so nen leichte Sprache Text
lese, ich kann das
nicht, also ich verstehe das dann oft auch nicht so richtig, ist
wirklich auch ein Lernen.
S
Wenn du leichte Sprache liest?
M
Leichte Sprache.
S
bei einfacher Sprache auch.?
M
Da habe ich nicht so viel Erfahrung.
S
Ja, aber viele lesen gerneTexte in leichter oder einfacher Sprache, wenn
die nicht viel Zeit haben zu lesen, weil
das einfach prägnant ist und und einfach eingängiger ist. Also es gibt
auch Aussagen von
Politiker*innen: "wenn ich keine Zeit habe, überflliege ich den Text
noch mal in einfacher
Sprache".
Leichte Sprache ist wirklich noch mal anders, also es sind einfach
Unterschiede. Deswegen
finde ich auch wichtig, da zu differenzieren. Jetzt gibt es dann auch
die Kritik, weil wir gerade
beim Punkt Kritik sind. Sowohl die einfache wie die leichte Sprache, da
geht es durcheinander,
das sei wie Kindersprache. Da würde ich mal sagen, es kommt drauf an,
wie es gesprochen
wird, es kommt auf die Haltung an, wie du das sprichst. Und wir alle
haben ja alle auch einen
verrinnerlichten Ableismus.Wenn es dann halt so von oben runter kommt,
dann finde ich das echt
fragwürdig.
Also es gibt ja auch Nachrichten in leichter Sprache und ich weiß, in
den Anfängen kam das oft
so bisschen herablassend rüber.
M
Die Sendung mit der Maus.
S
Ja, wobei das ist ja auch wirklich was zum Reflektieren. Wenn du das
dann machst mit einfacher Sprache,das ist ja auch gesprochene Sprache.
Leichte Sprache ist
meistens eher schriftliche Sprache, aber da ist es auch notwendig dich
eben selber auch zu
reflektieren, wie spreche ich das, in welche Haltung gehe ich dann da
rein und ich finde
wichtig, im Kontakt mit dem " Sie " anzusprechen und nicht dann
automatisch mit dem "du" anzusprechen, denn
sonst hat es eher den Touch von Kindersprache. Ja ist eine
Herausforderung, aber es ist was
zum Lernen und zum Überdenken finde ich.
M
Viele ich hab ich hab total Lust auf die einfache Sprache gekriegt.
S
iIch hoffe einfach, oder es wär einfach toll, wenn sich das mehr
durchsetzt. , es macht einfach
den Zugang für viele Menschen einfacher ,- und leichter für ganz viele.
Also in Österreich gibt es ja
ein Magazin, .das "Andererseits Magazin" in einfacher Sprache, und die
sagen für
Österreich, dass, ich glaub 15 bis 19% der Bevölkerung ein Stückweit auf
einfache Sprache
angewiesen ist. Ich hab es jetzt von hier nicht hochgerechnet, es hieß
in verschiedenen
Aufsätzen 14 Millionen von 87 Millionen würden einfache Sprache
brauchen, das ist auch
ziemlich viel.
Es sind zwei Personen beteiligt, eine mit Behinderung und eine Person ohne Behinderung.
Sie lesen zunächst die Anmoderation abwechselnd:
Wir kommen jetzt wieder zu unserem Anti-Ableismus Wörterbuch.
Ableismus ist ein Begriff aus der US amerikanischen Behindertenbewegung.
Er beschreibt die
Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, chronischen Krankheiten
oder Neurodivergenz.
Die Menschen werden dabei an bestimmten gesellschaftlichen Normen und
Fähigkeiten
gemessen und auf ihre Behinderungen reduziert.
In der heutigen Folge unseres Wörterbuchs geht es um:
Leichte Sprache und einfache Sprache.
Ironischerweise erklären wir das in schwerer Sprache, weil wir ja auch
speziell die Menschen
ansprechen wollen, also euch, die wahrscheinlich nur schwere Sprache
sprechen mit der Bitte,
das zu überdenken.
Es gibt leichte Sprache und einfache Sprache. Das wird oft nicht so
auseinandergehalten.
Dabei gibt es jeweils sehr unterschiedliche Entstehungsgeschichten und
auch Zielgruppen
Und es gibt Gemeinsamkeiten.
Das vertiefen wir jetzt.
Das Interview :
M
Ja, was sind denn die Gemeinsamkeiten, Sabine?
S
Ja, die Gemeinsamkeiten von leichter Sprache und einfacher Sprache sind
die Absicht, die Komplexität, also die Kompliziertheit der Sprache, zu reduzieren.
Und ein Recht auf Information und Bildung umzusetzen, also der Inklusionsgedanke eigentlich.
Was auch eine Gemeinsamkeit ist, Leichte Sprache und einfache Sprache
sind nicht genau definiert.
Also noch mal: leichte Sprache ist die Sprache. die am Allerleichtesten
vom Aufbau her ist.
Leichte Sprache hat auch ein Regelwerk. Das sind kurze Hauptsätze,
nicht mehr als 8 Worte
ungefähr, keine Verneinungen, kein Passiv, kein Konjunktiv.
Eigentlich werden Texte in
leichter Sprache nochmal von 2 Menschen gegengelesen auf
Verständlichkeit hin. Zwei. die von sich selbst sagen, sie haben eine
Lernbehinderung. Also da gibt es auch Qualifikationen für das
Gegenlesen für Leichte Sprache.
Bei einfacher Sprache, das kann man sich so merken, sie ist einfacher
als die schwere Sprache,
einfachere Sprache, die ist bisschen weiter gefasst und orientiert sich
jeweils an
unterschiedlichen Zielgruppen, die hat kein Regelwerk und es werden aber
auf jeden Fall
Fremdworte vermieden beziehungsweise sofort erklärt.
Es sind Kurze Sätze. Also komplexere Sachen, werden in kurze Sätze
zerlegt. Wie gesagt, im
Alltag wird oft im Sprachgebrauch nicht unterschieden, ob es einfache
oder leichte Sprache ist.
Es gibt eben diese Gemeinsamkeiten, aber es gibt eben auch Unterschiede
auch in der
Entstehungsgeschichte .
M.
Ja, du hast die verschiedenen Entstehungsgeschichten angesprochen.
Genau, wo kommen die
denn her?
S.
Ich finde das ziemlich interessant. Also die leichte Sprache, also die
mit den ganz kurzen Sätzen
mit dem sehr leichten Level und dem Regelwerk, die gegengelesen wird,
also die leichte
Sprache, die kommt aus der Behindertenbewegung, und zwar auch mal
wieder aus den USA, aus den 1970er Jahren. Da gab es so eine
Organisation, die hieß People
First.
Und in Deutschland hat sich das dann auch aus der Behindertenbewegung
etabliert. Da haben
dann Menschen mit sogenannten Lernschwierigkeiten ein Netzwerk
gegründet. 2001 gab es
dann auch die Gründung einer Initiative vor allem von "für Menschen" und
2006 wurde dann das Netzwerk "leichte Sprache" gegründet. Also das kommt
aus der
Behindertenbewegung . Und leichte Sprache richtet sich auch.- Und da
wird es jetzt schwierig
mit der Begrifflichkeit,- an Menschen, die nach gängigen Normen
Schwierigkeiten mit Lesen und
Lernen haben, also die sogenannten lernbehinderten Menschen und Menschen
mit sogenannten
geistigen Behinderungen. Diese Begrifflichkeiten sind umstritten, aber
es gibt keine neuen, da
hab ich noch mal recherchiert, also die Bezeichnunngen sind mit Vorsicht
zu genießen. Aber das
ist die Entstehungsgeschichte zu leichte Sprache.
Und dann zu einfache Sprache:
Da ist die Entstehungsgeschichte sehr verschieden. Also sie ist auch
viel aus Aktivismus oder
politischem Aktivismus entstanden, beispielsweise auch aus der Arbeit
mit Geflüchteten. Es wird
versucht , je nachdem, auf welchem Level die Menschen mit Sprache sind,
sich daran zu
orientieren. Und einfache Sprache richtet sich also bei den Zielgruppen,
an sehr unterschiedliche
Menschen. Bei einfache Sprache, da ist es sehr weit gefaßt, eigentlich
richtet sie sich auch an
die breite Bevölkerung, zum Beispiel bei Fachdiskursen. Bei Corona haben
wir das gesehen, am
Anfang hat kein Schwein irgendwas verstanden, als Wissenschaftler* innen
gesprochen haben,
und dann kam das auf, dass das quasi in einfachere Sprache gefasst
wurde.
M
Oder wenn Akademiker: innen sprechen
S
Ja, dass die Sprache noch mal mehr an Menschen orientiert wird , die das
interessiert oder
angeht . Und so gibt es da verschiedene. Abstufungen, also eben das eine
wäre das mit den
Fachbüchern für eine breitere Bevölkerung, dann aber auch - und das
finde ich auch sehr
interessant - für Menschen, die Deutsch nicht als Muttersprache haben,
sondern als
Zweitsprache und Fremdsprache. Das finde ich ist auch ein Ansatz, den
sich auch
Aktivist*innen in der politischen und feministischen Szene überlegen
müssten.In
Veranstaltungen, auf Flyern und in Chats und so weiter. Einfache Sprache
richtet sich auch an alte
Menschen und an Touristi*nnen.
Die Debatte um einfache und leichte Sprache,
nimmt gerade zu. Sie kommt so n bisschen in den Vordergrund. Aber es
gibt auch immer
wieder Kritik daran.
Aber vielleicht noch mal so ein Beispiel - bei den Ämtern. Ja ich
meine, da haben ja 99% der
Bevölkerung Schwierigkeiten damit und da ist es zum Beispiel auch immer
wieder wichtig,
das Behördendeutsch zu übersetzen. Ein Beispielsatz: "Das Jobcenter
streicht
die Sanktionen, wenn sie diesen Brief vorzeigen" . Jobcenter ist
meistens bekannt, aber die
anderen Worte nicht, dann würde es in einfacher Sprache zum Beispiel
heißen können, "das
Jobcenter stoppt die Strafe, wenn sie den Brief bringen" oder "bringen
sie den Brief. Das
Jobcenter stoppt dann die Strafe"
Es gibt auch so Konzepte, die Sprache in 5
Schwierigkeitsgrade zu unterteilen. Von super leicht bis Fachsprache.
Als Beispiel für eine Zeitangabe wäre von ganz leicht bis geläufig
"bald" sehr verständlich, auch noch
"demnächst". "In Kürze", na ja, das kennen schon nicht mehr alle. " in
absehbarer Zeit", da wird
es schon holprig und "in Bälde" ist relativ ungeläufig. Also bestimmte
Worte, die auftauchen,
über die viele Menschen velleicht stolpern, da ist es gut, noch mal zu
überlegen, wie nenn
ich es dann.
M
Und gibt es da Unterstützung, irgendwelche Übersetzungsmaschinen?
S
Ja, genau, ich bin sonst nicht die, die Fan*n von KI, ist, aber es gibt
jetzt wie die
Übersetzungsmaschinen von Deeple oder Google ( will keine Werbung für
Google machen) für unterschiedliche Sprachen, auch
Übersetzungsmaschinen in leichte oder einfache Sprache. Da kannst du
Texte reingeben und je
nach Thema, wird es mehr oder weniger gut übersetzt, aber da ist auch
unklar, ist es einfache
Sprache oder leichte Sprache. Es ist so n bisschen zwischendrin. Aber es
ist auf jeden Fall
hilfreich, zum Beispiel für Chats.
Ja, in vielen politischen Chats ist wirklichdie Sprache sehr
akademisch. In den freiburger
feministische Chats zum Beispiel. Die finde ich sehr informativ, sehr
wichtig, aber dann wird
es oft noch ins Englische übersetzt. Ich fände das zum Beispiel ne
Alternative, Texte in leichte
oder einfache Sprache zu übersetzen, weil eben viele Menschen mit
Migrationshintergrund oder
Geflüchtete, nicht unbedingt Englisch können, aber leichte/einfache
Sprache schon eher. Weil ja
fast alle auch Deutschkurse machen. Ich bin ein bisschen abgeschweift.
Möchtest du noch was
zur Kritik hören?
M
Ja, gerne.
S
Also es gibt Kritik, aber eher auch aus den Reihen, die selber nicht so
betroffen sind. Da gibt es
Kritik an inhaltlicher Veränderung beziehungsweise Verlust von Inhalten
durch Übersetzung und
da wird dann auch gesagt, das kann auch manipulativ sein. Also das ist,
dieses: Vereinfachung
versus Recht auf Information. Also dieser Komplex, und es gibt aber auch
ein Argument
dagegen, dass es auch bei Übersetzungen in andere Fremdsprachen, immer
bei der
Übersetzung Veränderung gibt, dass es immer davon abhängt, wer übersetzt
und es hängt auch
immer von den Kontexten ab. Und natürlich ist das mit der Vereinfachung
schwierig. Aber ich
glaub auch, das ist ja alles ein Lernfeld, was sich noch weiter
entwickeln muss, aber ich
finde. ,-Jetzt komme ich aber in die Bewertung,- dieses Recht auf
Information und Recht auf
Bildung, auch politische Bildung, das finde ich einfach zentral wichtig
und da muss man sich
überlegen, wie man es machen kann.
M
Also ich muss gestehen, dass ich, wenn ich so nen leichte Sprache Text
lese, ich kann das
nicht, also ich verstehe das dann oft auch nicht so richtig, ist
wirklich auch ein Lernen.
S
Wenn du leichte Sprache liest?
M
Leichte Sprache.
S
bei einfacher Sprache auch.?
M
Da habe ich nicht so viel Erfahrung.
S
Ja, aber viele lesen gerneTexte in leichter oder einfacher Sprache, wenn
die nicht viel Zeit haben zu lesen, weil
das einfach prägnant ist und und einfach eingängiger ist. Also es gibt
auch Aussagen von
Politiker*innen: "wenn ich keine Zeit habe, überflliege ich den Text
noch mal in einfacher
Sprache".
Leichte Sprache ist wirklich noch mal anders, also es sind einfach
Unterschiede. Deswegen
finde ich auch wichtig, da zu differenzieren. Jetzt gibt es dann auch
die Kritik, weil wir gerade
beim Punkt Kritik sind. Sowohl die einfache wie die leichte Sprache, da
geht es durcheinander,
das sei wie Kindersprache. Da würde ich mal sagen, es kommt drauf an,
wie es gesprochen
wird, es kommt auf die Haltung an, wie du das sprichst. Und wir alle
haben ja alle auch einen
verrinnerlichten Ableismus.Wenn es dann halt so von oben runter kommt,
dann finde ich das echt
fragwürdig.
Also es gibt ja auch Nachrichten in leichter Sprache und ich weiß, in
den Anfängen kam das oft
so bisschen herablassend rüber.
M
Die Sendung mit der Maus.
S
Ja, wobei das ist ja auch wirklich was zum Reflektieren. Wenn du das
dann machst mit einfacher Sprache,das ist ja auch gesprochene Sprache.
Leichte Sprache ist
meistens eher schriftliche Sprache, aber da ist es auch notwendig dich
eben selber auch zu
reflektieren, wie spreche ich das, in welche Haltung gehe ich dann da
rein und ich finde
wichtig, im Kontakt mit dem " Sie " anzusprechen und nicht dann
automatisch mit dem "du" anzusprechen, denn
sonst hat es eher den Touch von Kindersprache. Ja ist eine
Herausforderung, aber es ist was
zum Lernen und zum Überdenken finde ich.
M
Viele ich hab ich hab total Lust auf die einfache Sprache gekriegt.
S
iIch hoffe einfach, oder es wär einfach toll, wenn sich das mehr
durchsetzt. , es macht einfach
den Zugang für viele Menschen einfacher ,- und leichter für ganz viele.
Also in Österreich gibt es ja
ein Magazin, .das "Andererseits Magazin" in einfacher Sprache, und die
sagen für
Österreich, dass, ich glaub 15 bis 19% der Bevölkerung ein Stückweit auf
einfache Sprache
angewiesen ist. Ich hab es jetzt von hier nicht hochgerechnet, es hieß
in verschiedenen
Aufsätzen 14 Millionen von 87 Millionen würden einfache Sprache
brauchen, das ist auch
ziemlich viel.