Feministische Kundgebung in Freiburg: Platz da für'n feministisches Fest!

Platz da für'n feministisches Fest!

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Am Sonntag fand bei besten Wetter mal wieder eine Kundgebung auf der Faulerpalette statt. Bei dieser Kundgebung war die Besonderheit, das es darum ging feministische Ideen und Gruppen aus und in Freiburg zu präsentieren und sichtbar zu machen.

 

Redebeiträge:

Ignite Workshopkollektiv: 6:01

McService: 6:48

Check your Privilege: 4:08

 


 

Redebeitrag des Workshopkollektiv Ignite!

 

Hallo zusammen!

Seit es patriarchale Unterdrückung und Gewalt gibt, hat es auch immer Feministische und Queere Widerstände gegeben. Ob Tomatenwurf in der Studierendenbewegung der BRD, "Stonewall Riots" in New York oder Feministische Revolution bei den Zapatistas in Mexiko und in Rojava - Queere und Feministische Kämpfe waren und sind vielfältig, ergänzen und widersprechen sich, vereint in ihrer Unversöhnlichkeit mit der herrschenden, patriarchalen "Ordnung". Leider wurden und werden viele von ihnen vergessen - verschwiegen und unsichtbar gemacht im Namen patriarchaler, bürgerlicher Geschichtsschreibung. Aber wir wollen und brauchen Erzählungen, die uns Mut machen, an die wir anknüpfen, an denen wir uns reiben können.

Es gibt uns Kraft, zu sehen, wie lange schon gegen die Unterdrückung aufgrund von Geschlecht und Begehren gekämpft wird. Es macht uns aber auch wütend, immer noch gegen den selben Mist kämpfen zu müssen - dass die Forderungen der Frauenbewegung auch heute noch nicht eingelöst sind und patriarchale Gewalt fortdauert, dass sicher geglaubte Errungenschaften in Zeiten von gesellschaftlichem Rechtsruck und Faschisierung wieder bedroht sind: von reproduktiven Rechten zu Gesundheit und gleichem Gehalt. Es hat sich zu wenig geändert!

Doch patriarchale Gewalt findet nicht nur da "draußen" statt. Nein, sie ist überall.

Die Vorstellung des Vergewaltigers, der im Park auflauert, verschleiert reale Zustände: Denn die meisten Übergriffe finden im sozialen Nahraum von Menschen statt.

Das gilt auch für die linke Szene. Immer wieder werden Übergriffe in Freiburgs Räumen mit emanzipatorischem Anspruch thematisiert, es werden Umgänge gesucht, aber all zu oft sind Versuche schon gescheitert.

Wir brauchen endlich funktionierende Strukturen zum Umgang mit sexualisierter Gewalt. Die Polizei abzulehnen, heißt nicht einfach Aufkleber gegen die Polizei an die nächste Laterne zu kleben, sondern tatsächlich Alternativen im Hier und Jetzt praktisch zu erproben. Ob das in der Praxis dann Transformative Gerechtigkeit heißt oder anders - egal. Aber nichts machen bedeutet schlicht, sich zum*r Kompliz*in patriarchaler Gewalt zu machen.

Wir sollten uns fragen, ob in diesen düsteren Zeiten unsere Aktionsformen noch angemessen sind.

In Zeiten, in denen Gesellschaft und Staat nach rechts rücken, Femizide immer noch alltäglich sind und Queers immer noch auf der Straße angegriffen werden, wie im Frühjahr eine trans Frau in der Berliner U-Bahn. Sind da Laufdemos mit reformistischen Rufen nach mehr „Gleichstellung“ wirklich ausreichend? Wenn Regierungskoalitionen mit der AfD versucht werden – wieso plädieren wir da an die Regierenden?

Es ist Zeit, unsere Ziele und Aktionsformen anzupassen. Wir können nicht einfach weitermachen wie immer. Ob wilde Demos, konfrontative feministische Streik-Taktiken wie in Spanien, Argentinien und der Schweiz in den letzten Jahren oder die Konfrontation von Täter*innen in unseren Reihen. Wir müssen endlich Schluss machen mit Ignoranz und Symbolpolitik und handeln!

Neben Fragen zu unseren Strategien müssen wir auch darüber reden, warum so viele feministische Kampagnen immer noch sehr stark von weißen, bürgerlichen, cis-feministischen Stimmen geprägt sind.

Warum bleibt bei Kampagnen gegen Femizide so oft unerwähnt, dass von patriarchaler Gewalt am meisten Frauen und Queers of Color betroffen sind?

Warum geht es nicht um all die ebenso vom Patriarchat betroffenen und dagegen kämpfenden Menschen, die heute nicht hier sein können - weil sie in Abschiebehaft sitzen, im Mittelmeer ertrunken sind, im Knast sitzen?Feministisches Straßenfest Freiburg

Wollen wir wirklich einen breit akzeptierten, bürgerlichen Feminismus, der für mehr Teilhabe im System für privilegierte Frauen kämpft - und das oft auf Kosten anderer Unterdrückter? Wollen wir uns an eine Gesellschaft anpassen, die uns im Kern und in ihren Institutionen feindlich gesinnt ist?

Oder wollen wir für einen Feminismus kämpfen oder ihn gar leben, der gemeinsam mit allen vom Patriarchat unterdrückten kämpft, Unterschiede wahrnimmt und ernst nimmt, gegen Rassismus, Transfeindlichkeit und Klassismus kämpft – unsere Kämpfe verbindet?!

Intersektional, Unruhe stiftend und unbequem!

Wer glaubt, dass ein von weißen cis-Männern geschaffener und geprägter Staat ein sinnvoller Partner im Kampf gegen unsere Unterdrückung ist, hat Herrschaft nicht verstanden.

Wer glaubt, dass wir gegen Sexismus kämpfen können, ohne auch gegen Rassismus zu kämpfen, hat Herrschaft nicht verstanden.

Wer glaubt, dass laute queere Stimmen feministische Bewegungen spalten, spaltet selbst.

Das wahre patriarchale Gesicht hat die staatliche Exekutive bei der Räumung der Liebig34 in Berlin mal wieder gezeigt. Die Polizei ist und bleibt gewalttätig, übergriffig und anmaßend.

Unsere Wut gilt Polizei, Gerichten und Knästen, die nichts anderes sind als patriarchale Herrschaftsinstrumente!

Liebe und Solidarität an alle, die sich ihnen entgegenstellen!

Bei Protesten in Paris hieß es ein mal: „Wir beginnen erst wirklich zu kämpfen, wenn wir aufhören harmlos zu sein.“

Lassen wir uns die Anmaßungen des Staates, der sich feministisch nennt und gleichzeitig täglich unsere Unterdrückung sichert, nicht mehr länger gefallen. Die Wut darüber macht uns stark und kann verschiedene Positionen vereinen - Verständnis, Solidarität schaffen.

Für die Queer_Feministische Revolte - das Patriarchat muss bald schon Geschichte sein!

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