Wenn es mal brennt, wird die Luft unten knapp.: S21: Praktisch ohne Brandschutz

S21: Praktisch ohne Brandschutz

 

 

 

Dr. Christoph Engelhardt hat sich die Mühe gemacht den Brandschutz im unterirdischen Haltepunkt Stuttgart zu suchen. Im Vergleich zu anderen Bahnhöfen war bei S21 wenig zu finden.

 

 

„Stuttgart-21-Brandschutz: Plausibilität und Verfahrensmängel“
https://youtu.be/K6CddhyhZFo?t=255
Text als pdf: bei-abriss-aufstand.de

Über die dort vorgestellten Themen könnten wir auch morgen sprechen, also uns an den folgenden Punkten entlanghangeln:

  1. Die Kritiker hatten über die Jahre im Detail nachgewiesen, wo der S21-Brandschutz gegen die Regeln der Technik verstößt.
    Dr. Christoph Engelhardt

  2. Bahn und EBA antworten auf den Vorwurf, die Genehmigung sei durch Täuschung zustande gekommen, denkbar läppisch, sie sei aber erteilt worden.
     

  3. Oder auf den Vorwurf, das Brandschutzkonzept sei unvollständig geprüft worden, heißt es einfach, die Bahn sei verpflichtet, sich an die Regeln zu halten.

  4. Stellen wir uns einen Kaufhaus-Detektiv vor: Er stellt den ertappten Ladendieb vor dem Ausgang zur nicht bezahlten Luxus-Handtasche zur Rede. Und der entgegnet: "Ich würde nie gegen das Gesetz verstoßen!" Worauf der Detektiv antwortet: "Na dann ist es ja gut!" Und lässt den Dieb mit der Beute ziehen. – Nur geht es bei S21 um das Leben der künftigen Bahnfahrer!

  5. Nun scheint der Brandschutz eines Großbahnhofs und seiner Zulauftunnel für viele Außenstehende eine komplexe Frage zu sein, die man den Fachleuten und Verantwortlichen überlassen sollte. Ich habe als Analyst gelernt, komplexe Fragen durch einen Blick aus einer anderen Perspektive von außen zu plausibilisieren.

  6. Und das funktioniert auch bei Stuttgart 21. – Wenn wir auf andere Bahnhofs- und Tunnelprojekte schauen, dann sehen wir, praktisch überall sind weniger Reisende im Bahnhof und in den Zügen, aber die Bahnsteige und die Tunnel werden viel üppiger dimensioniert, und das nicht, um das Geld zum Fenster rauszuschmeißen. Die S21-Tunnel sind 5- bis 20-mal gefährlicher als die Referenzprojekte. Das heißt, in Fildertunnel und Co wird die Überlebenschance bei einem Brand minimal sein.

  7. Jetzt ist die Frage, wie konnte es dazu kommen, dass eine derartige Fehlplanung genehmigt und gebaut wird? Bei uns, in einem Rechtsstaat und in einer der führenden Industrienationen?

  8. Schaut man auf die Genehmigungsprozesse und die folgenden Versuche der Überprüfung des Brandschutzkonzepts, dann stößt man auf eine schier endlose Folge von Verfahrensmängeln. Immer wieder wurden von der Bahn Informationen vorenthalten, Falschaussagen gemacht oder getäuscht. Das Eisenbahn-Bundesamt arbeitete in seiner Überprüfung äußerst lückenhaft und unkritisch, also machte einfach seine Arbeit nicht, bis es entschied, dass die Bahn sich selber prüfen möge. D.h. die Bahn bezahlte dann den Gutachter, der ihr Brandschutzkonzept prüfte.

  9. Nur ein paar Beispiele, was alles schieflief:

    1. Der DB-Brandschutzbeauftragte Klaus-Jürgen Bieger hatte die Rettungswege in den S21-Tunneln als die breitesten Europas bezeichnet, tatsächlich sind praktisch alle anderen Rettungsweg deutlich breiter, teils um mehr als den Faktor 3.

    2. Bieger hatte in der Stuttgart 21-Schlichtung gesagt, die kritischen Anlagen der Züge wären gekapselt, so dass es gar nicht zu einem Brand kommen könnte, tatsächlich brannte 2018 der gekapselte Trafo des ICE in Montabaur.

    3. Bieger hatte wiederholt Informationen vor der Feuerwehr zurückgehalten und deren Zustimmung durch Täuschungen erwirkt.

    4. Als Bieger vom SWR Fernsehen damit konfrontiert wurde, dass im Brandschutz nur zwei mittelmäßig lange Züge pro Bahnsteig angesetzt wurden, für den Leistungsnachweis aber bis zu vier Züge pro Bahnsteig, und ein ausgewiesener Tunnelexperte nochmal klargestellt hatte, diese Züge müssten als voll besetzt angesetzt werden, sagte Bieger die wären bei S21 halt nicht voll.

    5. Etc. pp.

  1. Es lassen sich weit über 50 Falschaussagen oder Täuschungen der Bahn zum S21-Brandschutz aufzählen, womit das Projekt vor den Genehmigungsbehörden, den Parlamenten oder der Öffentlichkeit gegen die Fakten als ungefährlich dargestellt wurde.

  2. Wir Kritiker haben immer wieder mit großer Akribie auf die Regelverstöße und Verfahrensmängel hingewiesen, es kamen aber daraufhin nur immer neue hinzu. Nicht nur die Behörden haben ihre Arbeit nicht gemacht, auch die Politik hat die offenen Fragen nicht aufgeklärt, sondern hat wie der Kaufhausdetektiv der Bahn geglaubt, sie würde sich immer an die Regeln halten. Und die Medien haben zwar teils noch sehr gut über die offenen Fragen berichtet, aber nicht bei den Verantwortlichen nachgehakt und als 4. Macht im Staat eine Klärung eingefordert.

  3. Die Beobachtung ist leider, dass sich dieser Teufelskreis über die Jahre fortsetzt. Ich sehe für die Zukunft des S21-Brandschutzes jetzt noch drei Szenarien:

    1. Erstens läuft sich das Projekt ohnehin irgendwann tot, spätestens, wenn der TÜV wie beim Flughafen BER in Berlin das Brandschutz-Siegel verweigert.

    2. Zweitens könnte evtl. noch ein echter Faktencheck, wie wir von WikiReal ihn schon mehrmals vorschlugen, eine Einsicht bringen, bevor noch mehr unsinnige Milliarden verpulvert werden.

    3. Oder Drittens könnte eine größere Fernseh-Dokumentation eine Klärung der offenen Fragen voranbringen und Politik und Verantwortliche zwingen, Konsequenzen zu ziehen. Aber viel Zeit bleibt uns nicht und die meisten Milliarden sind schon verbrannt.

 

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