Türkei bleibt bei Leugnung des Völkermordes an den Armenier*innen, bis auf prokurdische Partei

Türkei bleibt bei Leugnung des Völkermordes an den Armenier*innen, bis auf prokurdische Partei

Das türkische Parlament hat in einer Erklärung die Anerkennung des Völkermordes an der armenischen Minderheit durch US-Präsident Joe Biden verurteilt. Die Regierung der USA habe sich dem Druck der „radikalen armenischen Lobby“ gebeugt. Wie in früheren Fällen wird darauf hingewiesen, dass die Türkei im Jahre 2005 die Bildung einer unabhängigen Historikerkommission vorgeschlagen und ihre Archive geöffnet habe. Auf diese Weise wird der Völkermordvorwurf nach einem Jahrhundert noch immer als völlig offene wissenschaftliche Frage hingestellt. Zugleich werden alle Quellen, die nicht aus türkischen bzw. osmanischen Archiven stammen negiert.

 

In einem vom türkischen Militär in den 1920-ziger Jahren herausgegebenen Buch über die Verluste im ersten Weltkrieg wird die Zahl 800 000 armenischen Toten im Osmanischen Reich angegeben. Manche Historiker gehen von bis zu 1,5 Mio. Toten aus. Eine nicht bekannte Zahl von Kindern wurde geraubt. Heute wird in der Türkei gelegentlich die Zahl von 300 000 armenischen Opfern angegeben, die aufgrund der Kriegsumstände gestorben seien. Racheakte armenischer Truppen in russischen Diensten, die es gegeben hat, finden in der historischen Darstellung in der Türkei weiten Raum.

 

Für die Resolution, die den Völkermord zurückweist, stimmten alle im Parlament vertretenen Parteien bis auf die prokurdische HDP. Die HDP erkennt wie auch große Teile der türkischen Zivilgesellschaft den Völkermord als Tatsache an. Auch die Beteiligung kurdischer Stämme an den Massakern wird von ihr nicht geleugnet.