Türkei kontert Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern durch die Niederlande mit Vorwürfen wegen Srebrenica

Türkei kontert Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern durch die Niederlande mit Vorwürfen wegen Srebrenica

Auf die Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern durch das niederländische Parlament hat das türkische Außenministerium mit einer harten Note reagiert und seinerseits Vorwürfe wegen des Verhaltens niederländischer Blauhelmsoldaten während des Massakers von Srebrenica während des Bosnienkrieges erhoben.

 

Während des 1. Weltkrieges wurde die armenische Minderheit in Anatolien während einer großen Deportation zum großen Teil ermordet. Von armenischer Seite wird die Zahl von 1,5 Mio. Toten genannt. Ein nach dem Krieg vom türkischen Generalstab herausgegebenes Buch nennt die Zahl von 800 000 getöteten ArmenierInnen. Vielfach wurden auch Kinder und junge Frauen geraubt und in muslimische Familien zwangsintegriert, wobei die muslimische Familie dadurch einen gesetzlichen Anspruch auf den Besitz der armenischen Familie des Kindes bekam. Der Völkermord wird heute von der offiziellen Türkei gänzlich bestritten.

 

Im Bosnienkrieg wurden 1995 8000 männliche Muslime aus Srebrenica von serbischen Bosniaken ermordet. Die zu ihrem Schutz abgestellten niederländischen Blauhelmsoldaten hatten keine Chance, das Massaker militärisch zu verhindern, da Frankreich Luftunterstützung durch die NATO verweigerte. Sie hätten sich den Serben aber trotzdem in den Weg stellen können, die das vor ein politisches Problem gestellt hätte. Außerdem lieferten sie ohne Widerstand 300 Muslime aus, die sich in das Camp der Blauhelme geflüchtet hatten. 11 Jahre nach dem Massaker wurden 500 der bei Srebrenica eingesetzten holländischen Blauhelme vom Verteidigungsministerium mit einem besonderen Abzeichen für ihren Einsatz bei Srebrenica geehrt.

 

Zwischen der Türkei und den Niederlanden herrscht ohnehin diplomatische Dauerfehde wegen der Verweigerung von Wahlkampfauftritten türkischer PolitikerInnen in der Türkei. Der niederländische Botschafter wurden dauerhaft aus Ankara abgezogen, weil ihm die Einreise verweigert wurde und die Niederlande akzeptieren derzeit auch keinen türkischen Botschafter in Den Haag.