Türkei: Regierungsnahe Medien nach Erdogan-Besuch zuversichtlich, Opposition enttäuscht

Türkei: Regierungsnahe Medien nach Erdogan-Besuch zuversichtlich, Opposition enttäuscht

Erdogans Empfang in Deutschland wird von türkischen Medien je nach Lager ganz unterschiedlich gesehen. Regierungsnahe Medien und das ist mittlerweile die ganz große Mehrheit, sind vorsichtig optimistisch. Die Zeitung Sabah (Der Morgen) betont die Möglichkeit, dass die Türkei, Deutschland, Frankreich und Russland nun ein Gegengewicht zu den USA bilden. Außerdem schreibt das Blatt:

 

„Ob sie die in drei Jahren entwickelte emotionale Feindschaft gegenüber der Türkei und Erdogan leicht überwinden können, kann man nicht wissen, aber mittlerweile haben sie verstanden, dass es notwendig ist, die Beziehungen auf eine rationalere Grundlage zu stellen. Die deutschen Medien deren Kontrolle durch die USA offensichtlicher ist, werden bald anfangen, die Haltung des Staates zu spüren und selbst eine neue Haltung einnehmen.“

 

Unter Erdogan kritisch gesinnten Türkinnen und Türken kursierte vor allem ein kurzes Video von dem Besuch. Es zeigt den Moment, in dem der Journalist Adil Yiğit aus dem Raum der gemeinsamen Pressekonferenz abgeführt wird, weil er ein T-Shirt anziehen wollte, auf dem stand „Freiheit für Journalisten“. Erdogan und Merkel blicken sich kurz an und dann zeigt sich auf dem meist strengen Gesicht Erdogans ein weiches, vielleicht auch spöttisches Lächeln.

 

Die oppositionelle Zeitung Birgün schreibt zusammenfassend zu dem Besuch: „Wir haben nicht die Erwartung, dass Deutschland der Türkei die Demokratie bringt, aber wir sind dagegen, dass es für Erdogan die Rolle des Beschützers übernimmt.“