Türkei stimmt versöhnliche Töne im Streit mit Griechenland an

Türkei stimmt versöhnliche Töne im Streit mit Griechenland an

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu (tscha-wusch-oolu) hat ein Treffen von Vertreter*innen beider Staaten noch im Januar vorgeschlagen. Es geht dabei darum, dass die Türkei und Griechenland, sowie Zypern unterschiedliche Auffassungen darüber haben, wer die unterseeischen Bodenschätze in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer ausbeuten darf. Die Türkei lässt ihr Schiff Oruc Reis in diesen Gebieten nach Erdgas suchen. Im Kern geht es darum, dass die Türkei davon ausgeht, dass nur Festland, nicht aber die zahlreichen griechischen Inseln einen Anspruch begründen. Die Republik Zypern wird von der Türkei nicht anerkannt und daher wie nicht existent behandelt.

 

Auf dem EU-Gipfel im Dezember hatte die EU zunächst milde Sanktionen gegen die Türkei beschlossen, eine Verschärfung aber angekündigt. Deutschland hatte seinen Widerstand gegen Sanktionen aufgegeben. Dieser Verschärfung ist die Türkei mit dem Gesprächsangebot nun offenbar zuvorgekommen. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass Ankara vor drohenden Sanktionen scheinbar einlenkt. Es fällt weiter auf, dass der türkische Außenminsiter das Treffen nicht selbst organisiert, sondern seinen griechischen Kollegen dazu einludt, ein Treffen zu organisieren. Dieser sagt wiederum, dass er keine offizielle Mitteilung aus Ankara erhalten habe.

 

Die Frankfurter Rundschau vermutet, die Annäherung an Europa hinge mit dem Machtwechsel in den USA zusammen. Trotz gelegentlicher Querelen, insbesondere wegen der Inhaftierung eines amerikanischen Pastors in der Türkei wegen Terrorismusverdachts, hatten Trump und Erdogan ein eher gutes Verhältnis. Der neue Präsident Joe Biden hat ein weitaus kritischeres Verhältnis zu Erdogan. Außerdem gibt es eine Reihe schwelender Konflikte zwischen beiden Ländern, insbesondere weil die Türkei russische Luftabwehrraketen gekauft hat und die USA darin eine Gefahr für die NATO sehen. Ob man die Einladung zu einer Einladung, ausgesprochen vom Außenminister, nicht von Erdogan selbst, schon als eine Annäherung an Europa sehen kann, bleibt abzuwarten.