Die Ankündigung des Nato-Generalsekretärs Jens Stoltenberg, wonach Griechenland und die Türkei zu technischen Gesprächen zur Beilegung der Konfrontation im Mittelmeer bereit wären, wurde vom griechischen Außenministerium umgehend dementiert. Das entspräche nicht der Realität, hieß es aus Athen. Eine Sprecherin der Nato verwies hingegen darauf, dass es ein solches Gespräch bereits am Donnerstag in der Nato-Zentrale in Brüssel gegeben habe. Offiziell beharrt allerdings Griechenland auf dem Rückzug türkischer Schiffe aus der von Griechenland beanspruchten Wirtschaftszone. Vorher soll es keine Gespräche geben.
Nach Auffassung der türkischen Regierung begründen Inseln kein Recht auf eine Wirtschaftszone am Meeresboden. Stattdessen hat Ankara mit der von der Türkei abhängigen Regierung in Tripolis ein Abkommen geschlossen, wonach sich die Wirtschaftszonen der Türkei und Libyens im Mittelmeer treffen. Griechenland und die von der Türkei nicht anerkannte Republik Zypern sehen das völlig anders. Die Türkei lässt das Schiff Oruc Reis in von Griechenland beanspruchten Gewässern nach Erdgas suchen. Beide Seiten haben Kriegsschiffe entsandt.
Es geht dabei nicht nur um die Ausbeutung von Bodenschätzen am Meeresgrund. Beide Seiten holen in der Debatte auch schwelende Fragen über Hoheitsrechte auf dem Meer und im Luftraum hervor. Erdogan hat in diesem Zusammenhang Griechenland bereits unverhohlen mit Krieg gedroht. Erdogan im o-Ton: „In diesem Kampf schrecken wir nicht davor zurück, Märtyrer und Kriegsversehrte zu hinterlassen". Hintergrund ist auch eine alte Kriegsdrohung des türkischen Parlaments, für den Fall, dass Griechenland seine Hoheitsgewässer wie international üblich auf 12 Meilen ausdehnt. Dadurch würde die Ägäis mit ihren zahlreichen griechischen Inseln zu einer Art griechischem Binnengewässer. Genau diese Ausdehnung der Hoheitsgewässer hat Athen nun angekündigt. Schritte zur Deeskalation hängt man dagegen in Athen und Ankara eher nicht an die große Glocke.