Trotz Corona-Explosion in LEA Ellwangen: Keine dezentrale Unterbringung geplant

Trotz Corona-Explosion in LEA Ellwangen: Keine dezentrale Unterbringung geplant

Innerhalb weniger Tage, zwischen dem 9. und dem 14. April, hat sich die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Personen in der Landeserstaufnahmestelle Ellwangen von 7 auf über 250 vervielfacht. Insgesamt sind in dem Lager rund 600 Menschen untergebracht. Dennoch werden keine alternativen, dezentralen Unterbringungsmöglichkeiten gesucht. Das teilte das zuständige Regierungspräsidium Stuttgart auf Anfrage von Radio Dreyeckland mit.

Positiv Getestete werden getrennt von den anderen in einem kurzfristig am 6. April eingerichteten Quarantänebereich untergebracht. Dies geschah laut der Initiative Flüchtlinge für Flüchtlinge e.V. ohne ausreichende Information: "Letzte Woche wurden Leute ohne viel Worte aus ihren Zimmern geholt und in den neu eingerichteten Isolationstrakt gebracht, ein bis dahin leerstehendes Gebäude. Auch dort sind bis zu fünf Menschen in einem Zimmer zusammengepfercht, so Flüchtlinge für Flüchtlinge. Erst am heutigen 15. April haben die Getesteten laut RP Stuttgart endlich eine offizielle Information über ihre individuellen Testergebnisse bekommen, zusammen mit Verhaltensregeln, in "mehreren Sprachen". Außerdem lägen Piktogramme vor.

Die späte Information der Betroffenen begründet das RP Stuttgart damit, dass dem RP erst jetzt alle Testergebnisse vom Gesundheitsamt überstellt worden seien. Wie also ohne vollständige Testergebnisse zuvor eine Einteilung der Bewohner*innen in Quarantänebereich und Nicht-Quarantäne-Bereich möglich war, bleibt damit unklar.

Es gibt zwar getrennte Sanitärbereiche und eine getrennte Essensausgabe für positiv Getestete und nicht positiv Getestete, aber dies bleiben jeweils Gemeinschaftseinrichtungen. Auch sind in beiden Bereichen die Bewohner*innen weiterhin in 2- bis 6-Bett-Zimmern untergebracht. Damit dürfte das Infektionsrisiko für die noch nicht positiv Getesteten weiterhin nicht ausgeschlossen sein.

Flüchtlinge für Flüchtlinge hatte kritisiert, dass die Personen in Quarantäne keinen Zugang zu WLAN und auch keine Möglichkeit zum Aufladen ihrer Mobilfunkguthaben hätten und damit von der Außenwelt abgeschnitten seien. Dies bestätigte das RP Stuttgart indirekt mit dem Verweis darauf, dass das WLAN inzwischen wieder allen zugänglich sei. Die Kritik, es stünde kein Desinfektionsmittel zur Verfügung, wies das RPS zurück.

Auf die Frage von RDL nach der Zahl von Menschen über 65 Jahren und chronisch Kranken antwortete das RPS lediglich, es lebten drei Personen über 65 in der LEA Ellwangen. Zu Menschen mit Vorerkrankungen erhielten wir keine Antwort - es bleibt somit vorerst unklar, ob diese berücksichtigt werden.

Die explosionsartige Ausbreitung des Coronavirus in der LEA Ellwangen ist für kritische Beobachter*innen keine Überraschung. Während die Südwestpresse meint, sie stelle "die Behörden vor ein Rätsel", ist der SWR schon auf die Lösung gekommen: "Vermutlich sind die beengten Wohnverhältnisse in der Gemeinschaftsunterkunft in Ellwangen (Ostalbkreis) der Grund für die vielen Ansteckungen." Auf die RDL-Frage, ob dezentrale Wohnmöglichkeiten wie z.B. Hotelzimmer gesucht würden, antwortete das RP Stuttgart jedoch: "Aufgrund der dynamischen Entwicklung und der Einstufung aller Bewohnerinnen und Bewohner als Kontaktpersonen der Stufe 1 ist dies nicht möglich."