Rammiya Gottschalk ist Psychotherapeutin und Verhaltenstherapeutin in Dorsten, NRW. Seit sechs Jahren arbeitet sie selbstständig in ihrer Praxis und behandelt vor allem Depressionen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörung und Traumata. Vor einem Jahr hat sie die Petition Für mehr Psychotherapieplätze und weniger Leidensdruck! ins Leben gerufen und enorm viele Rückmeldungen erhalten. Sie ruft Betroffene auf, ihr die eigene Leidensgeschichte zu schicken. Diese werden dann weitergeleitet an den Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
Mangelnde Behandlung psychischer Erkrankungen kann tödlich sein. Das hat Rammiya Gottschalk selbst erleben müssen. Wir sprechen über den Mangel an Kassensitzen, den riesigen Bedarf, über intergenerationelle Traumata sowie über rassistische und xenophobe Diskriminierung in der Psychotherapie.
Wortlaut aus der Petition: "Mehr als jeder vierte Erwachsene erfüllt im Zeitraum eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Dazu gehören häufig Angststörungen und Depressionen. Für die rund 18 Millionen Betroffenen und ihre Angehörigen ist eine psychische Erkrankung mit hohem Leidensdruck verbunden und führt oft zu schwerwiegenden Einschränkungen im sozialen und beruflichen Leben[¹].
Betroffene und Angehörige suchen verzweifelt nach Therapieplätzen und müssen immer wieder vertröstet werden. Mindestens drei bis neun Monate warten rund 40 Prozent der Patient:innen laut Bundespsychotherapeutenkammer auf den Beginn einer Behandlung [²] und etwa 20 Prozent sogar sechs bis neun Monate."
In Freiburg zeigte die Statistik, 6.500 Anfragen allein über Therapie.de allein im letzten Jahr. Einzelne Therapeutinnen haben hier eine Wartezeit von 12 – 14 Monaten. Rammiya Gottschalk fordert deshalb "mehr Kassensitze für Psychotherapeut:innen und eine Reform der Kassensitzvergabe, damit mehr Patient:innen schneller Hilfe bekommen. Durch den Mangel an Psychotherapieplätzen besteht auch die Gefahr, dass Patient:innen vermehrt Heilpraktiker:innen oder ein Coaching aufsuchen, wobei es sich in den meisten Fällen jedoch nicht um eine störungsspezifische Richtlinientherapie nach den jeweils geltenden Bestimmungen der vertragärztlichen Versorgung handelt. Somit kann es zu gravierenden Fehlbehandlungen von schweren psychischen Erkrankungen kommen."