Völkermord in Ruanda - Kehrtwende in der Aufarbeitung?

Völkermord in Ruanda - Kehrtwende in der Aufarbeitung?

Am gestrigen Montag fanden in Ruanda die Gedenkfeierlichkeiten 20 Jahre nach dem Völkermord an den Tutsis. Am Abend des 6. April 1994 wurde das Flugzeug des damaligen ruandischen Präsidenten Juvénal Habyarimana über der Hauptstadt Kigali abgeschossen. Dies gilt als Auslöser des Völkermords. Bei den Gedenkfeierlichkeiten zündeten UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und ruandischer Präsident C eine Flamme des Gedenkens, die hundert Tage lang brennen soll. Denn solange dauerte der Völkermord 1994, bei dem 800 000 bis 1 Million Menschen, hauptsächlich Tutsi, ermordet wurden. Kurz vor den Gedenkfeierlichkeiten kam es zu einem diplomatischen Eklat zwischen Frankreich und Ruanda, als der ruandische Präsident Kagame in "Jeune Afrique" behauptete, Frankreich und die französischen Soldaten seien mitschuldig an dem Völkermord. Daraufhin untersagte die französische Regierung der Justizministerin, zu den Feirelichkeiten nach Ruanda zu reisen, woraufhin der ruandische Präsident den französischen Botschafter auslud. Französische Ermittlungen haben vor einiger Zeit ergeben, dass der Präsident von seinen eigenen Leuten abgeschossen worden ist. Aber was bedeutet das? Warum wurde überhaupt so erbittert darum gestritten, ob nun Tutsi-Rebellen oder Hutu-Milizen den Präsidenten um die Ecke gebracht haben? Schließlich war zu diesem Zeitpunkt das Massaker schon vorbereitet, Milizen waren geschult, Macheten besorgt und Todeslisten angelegt. Was spielt also die neue Erkenntnis Frankreichs, dass es Hutu-Milizen waren, die ihren eigenen Präsidenten abgeschossen haben, überhaupt für eine Rolle? Das erklärt der Pariser Autor und Journalist Bernhard Schmid in einem Beitrag von Niels Wätzel.