Der NSU-Prozess lief von 2013 bis 2018 in München. Viele Fragen der Angehörigen der Mordopfer und der Opfer der Bombenanschläge blieben unbeantwortet. Viele der Terrorhelfer*innen von damals sind nicht ermittelt worden oder bleiben zumindest unbestraft. Bemühungen das weitere NSU Netzwerk jenseits der Angeklagten ernsthaft aufzudecken, gab und gibt es nicht.
Im Gegenteil: Verbindungen des Mörders von Walter Lübcke führen zum Kasseler Umfeld des NSU. Jüngste Todesdrohungen gegen Seda Başay-Yıldız unter dem Label NSU 2.0 kommen offenbar mitten aus der Frankfurter Polizei. Auch an diesen Entwicklungen zeigt sich, wie gefährlich die Nazistrukturen in Deutschland sind und wie fatal sich auswirkt, dass die Bereitschaft zur Ausermittlung des NSU Netzwerkes nicht bestand.
Die Terroranschläge in Halle im Oktober 2019 sowie in Hanau im Februar 2020 und die Gefahr von Prepper-Gruppen, die Waffen und Munition horten, um sich für einen Bürgerkrieg aufzurüsten, und die seit Jahren andauernden rassistischen Angriffe in Berlin-Neukölln zeigen die Gefahr, die von organisierten Rechtsterrorist*innen ausgeht.
Mit der Kampagne “Kein Schlussstrich” fordern bundesweit Initiativen die weitere Aufklärung.
Katharina König-Preuss skizziert in ihrem Vortrag die Geschichte des NSU und des NSU-Prozesses. Was folgt aus dem laut Untersuchungsausschuss „Versagen auf ganzer Linie“ der Sicherheitsbehörden? Was sind die Forderungen von Angehörigen der Opfer und antifaschistischen Initiativen nach Ende des Prozesses?
Katharina König-Preuss ist Abgeordnete (Die Linke) im Landtag Thüringen, gehörte den NSU-Untersuchungsausschüssen des Thüringer Landtags an und trug wesentlich zur Aufklärung von Hintergründen der Entstehung und der Taten des NSU bei. Sie ist Expertin für Antifaschismus und Digitalisierung.