Rund 30 Menschen der Kampagne Runterfahren haben am Sonntag, den 29. Januar 2022, das Zufahrtstor des Atomkraftwerks Emsland in Lingen blockiert. Mit der Warnblockade möchten die Protestierenden ein deutliches Zeichen gegen den Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke setzen.
Die Bundesregierung hatte im vergangenen Herbst den zeitlich befristeten Weiterbetrieb der Atomkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland bis maximal Mitte April 2023 beschlossen. Damit wurde der eigentlich beschlossene Atomausstieg zum Ende des Jahres 2022 aufgeweicht. Bereits jetzt kocht die Diskussion um eine dauerhafte Verlängerung der Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke hoch. Sollte es zu einer weiteren Verlängerung des Betriebs kommen, hat die Kampagne Runterfahren Widerstand in Form von Aktionen Zivilen Ungehorsams angekündigt.
In Lingen befindet sich neben dem Atomkraftwerk Emsland auch das stillgelegte Atomkraftwerk Lingen I sowie eine Brennelementefabrik, die vom französischen Atomkonzern framatom betrieben wird. In näherer Umgebung von Lingen, in Gronau befindet sich die Urananreicherungsanlage der britischen Urenco-Gruppe. Dort wird Uran angereichert um es als Brennstoff in Atomkraftwerken einsetzen zu können. Sowohl die Brennelementefabrik, als auch die Urananreicherungsanlage sind vom Atomausstieg ausgeschlossen und laufen ohne Abschaltdatumweiter. Sie versorgen damit weiterhin Atomkraftwerke weltweit mit Brennelementen.
Der französische Betreiber der Brennelementefabrik framatom geriet zuletzt in die Kritik, weil dieser mit dem russischen Atomkonzern Rosatom eine verstärkte Kooperation angekündigt hat.
Mit der Blockade des von RWE betriebenen Atomkraftwerks Emsland solidarisieren sich die Protestierenden mit den Aktivist*innen in Lützerath. Die Atomstromproduktion sei eine Energieproduktion der Vergangenheit und blockiere eine gerechte Energiewende, so die Kampagne Runterfahren in einer Pressemitteilung.
Wir sprachen im Nachgang der Aktion mit Clara Tempel von der Kampagne Runterfahren wie die Protestaktion verlaufen ist, über die Atomstadt Lingen und was für die Zukunft geplant ist.
Gegen den aufgeweichten Atomausstieg und gegen den Weiterbetrieb der diversen Atomanlagen sind deutschlandweit Proteste angekündigt. So wird am Sonntag, 5.2., zu einem Protestspaziergang am AKW Neckarwestheim 2 aufgerufen. Am selben Tag sind auch Proteste an den Atomanlagen in Gorleben und Gronau angekündigt. Gegen das AKW Isar 2 soll am 11.2. in Landshut protestiert werden.